Erwecken der höchsten Dimension des Lebens

 

Der folgende Text überträgt eine ca. 2000 Jahre alte Schrift in moderne Sprache und zeitgemäßes Verstehen, und stellt die Faszination und Begeisterung wieder her, die das Werk im Ursprung ausstrahlt.


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Titel:  'Wo NICHTS zu sein scheint'  )

    Zur Zeit der Entstehung des Manuskripts war es nicht üblich, Texte mit einer Überschrift zu versehen. Als diese Nag Hammadi Schriftrolle 1945 ans Licht kam, wurde daher der Anfang der ersten Zeile - 'Das Evangelium der Wahrheit ...' (lit: 'Gute und wahre Nachricht') - genommen, um die Schrift zu bezeichnen.
    Dem Inhalt des Textes wird dieser Titel jedoch nicht gerecht. Weit passender ist -


Erwecken

der höchsten Dimension

des Lebens



 

Teil (1) - (5)

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(1)
Jenseits alles materiell Wahrnehmbaren existiert ein majestätisches, großes, allumfassendes, alldurchdringendes, ständig expandierendes Bewußtsein, das jeder unmittelbar erleben kann. Wir alle tragen dieses Große, Erhabene tief in uns, - und diese Worte haben die Absicht, dieses Fantastische, unendlich Schöne auch in deinem Leben wachzurufen.

    Eine spezielle Kraft wohnt dieser Botschaft inne, - die Kraft diese Wahrnehmung in denen hervorzurufen, die dieses Große bisher nicht wahrnehmen konnten. Der Ursprung dieser speziellen Kraft ist das Alldurchdringende Große, dem diese Worte entspringen.

    Sie geben denen immense Hoffnung, die das Erhabene, den Zweck, den wahren Sinn ihres Lebens suchen, - sie eröffnen einen Weg, dies hier und jetzt zu finden.

    Und sie befreien von großer Angst.


(2)
Jetzt ist die Zeit, da die materielle Welt zu ahnen beginnt, daß all ihre Ziele, ihre Normen, ihre Prinzipien, all das, wonach sie strebt, nicht alles ist, nicht Weisheit letzter Schluß ist und wenig wirkliche Bedeutung hat. Langsam wird der Welt bewußt, daß das, was sie entstehen ließ, unendlich größer, unendlich mehr ist, als alle Idole und alle Pracht, die sie für sich so selbstgefällig vorgibt. Und sie beginnt zu suchen, warum sie Leben hat und wo ihr eigentlicher Ursprung liegt. Aus diesem Grunde wandte sie sich dem Unfaßbaren zu, dem über alles Kleinlichem Erhabenen, - und begann wieder das zu sehen, was jenseits allen Denkens liegt.

    Denn viel Angst und Furcht war durch Unkenntnis des Allumfassenden, Großen entstanden. Wie dichter Nebel umhüllte dies Geist und Gefühle der Menschen, sodaß niemand mehr etwas erkennen konnte.

    Mit Angst, Terror und durch Ersticken jeder Inspiration vermehrte Irrtum seine Macht über die Menschen. Erbarmungslos, ohne Verstehen, ohne Vernunft, ohne Kenntnis jedweder Wahrheit verzerrte Irrtum die materielle Welt nach seinem Willen. Mit ungeheurem Aufwand erzeugte er ein Gebilde, das - statt Wahrheit und Klarheit - Pomp und schillernden Glamour an die zentrale Stelle setzte.


(3)
Jedoch - dem Undenkbaren, Unfaßbaren nahm dies nichts von seiner Majestät und Größe. Unbeeinflußt von dem, was Irrtum und Lüge gestalteten, ruhte es fest in seiner ureigenen, klaren Wahrheit - unerschütterlich, unverändert und vollkommen schön.

    Verachtet daher den Irrtum!

    Denn er hat keine Wurzel. Ein dichter Nebel verbirgt ihm das Majestätische, Erhabene.

    Allein die Gegenwart von Irrtum läßt immer neue, unvollkommene, fehlerbehaftete Werke entstehen, die Desorientierung, Erkenntnisverlust und Angst in denen auslöst, die gegenwärtig das Materielle erfahren. Irrtum und Lüge lenkt vom wahren Sinn, von der wahren Aufgabe des Lebens ab, zieht es auf niedere Ebenen und verstrickt die Menschen in irrige Ideen und Vorstellungen.

    Und Irrtum wurde derart mächtig, daß niemand überhaupt bemerkte, wie wahre Erkenntnis dadurch fast vollständig erstickte.


(4)
Das Große, Majestätische verursacht nie einen Verlust der Erkenntnis. Wer immer das Erhabene wahrnimmt, wer immer Erkenntnis und Handeln daran ausrichtet, ist nie desorientiert. Durch das Große, Majestätische entsteht nur makellose Erkenntnis.

    Diejenigen aber, die auf das Große, Majestätische scheinheilig oder herablassend reagieren, können durchaus Desorientierung erfahren.

    Doch jetzt, - da der Zugang zu diesem Wissen wieder geöffnet wurde, - ist Irrtum leicht entlarvt, und jede fehlende Erkenntnis, jeglicher Mangel und jede Desorientierung dadurch leicht aufgelöst. Das Große, Majestätische tritt aus dem Vergessen. Es wird erneut erkannt und wahrgenommen.

    Erkenntnisverlust kann nur solange dauern, wie das Erhabene, Große nicht wahrgenommen wird. Jede fehlende Erkenntnis, alles Unverständnis ist sofort aufgehoben, sobald das Große wieder in unser Bewußtsein tritt.

    Haben wir dies EIN EINZIGES MAL bewußt wahrgenommen, geht dieser erhabene Einblick nie mehr verloren, - bleibt das Erhabene uns von diesem Zeitpunkt an immer bewußt.


(5)
Dieses bewußte Erkennen, diese solide, umfassende Wahrnehmung ist Kerninhalt dieses Textes.

    Lange Zeit war diese Information vergessen. Erst der Botschafter, der Jesus genannt ward, machte dies den Menschen wieder bewußt. Allen, deren fehlender Einblick sie Furcht und Verwirrung erfahren ließen, zeigte er, daß unmittelbares Wahrnehmen des Großen angeboren ist, daß ihnen diese Fähigkeit schon als Geburtsrecht zueigen war. Und dieser Anstoß öffnete den Weg, auf dem vollkommene Wahrheit leitet und der zur Erleuchtung führt.

    Doch Irrtum geriet in großen Zorn darüber, daß der Weg der Wahrheit wieder geöffnet war. (Er spürte, wie sein Einfluß schwand). Er verfolgte den Botschafter, zerstörte seinen Körper und nagelte ihn an einen Baum.

    Genau dies aber ließ den Botschafter zum Symbol, zum Inbegriff dieses Erwachens der Großen Wahrheit werden.

    Ein Symbol, das kein Verderben bringt, sondern das alle, die dieses wahrnehmen, als herrlichen Fund wertschätzen. In jedem, der dieses Große in sich findet, öffnet sich eine unzerstörbare Verbindung zu dem Unbeschreibbaren, dem alldurchdringenden Erhabenen.

    Und sobald sie dies sehen konnten, wurde ihnen bewußt, daß sie identisch waren mit dem Großen, Vollkommenen, Majestätischen, in dem die materielle Welt ihren Ursprung hat, von dem sie durchdrungen ist, und zu dessen Größe und Würde sie sich sehnt zurückzukehren.



 

Teil (6) - (10)

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(6)

Doch auch bevor all dieses bewußt erkannt wurde, existierte diese Verbindung, diese Kenntnis des Großen schon im Inneren jedes Menschen - als Möglichkeit, als Potential, als Option, die jederzeit aktiviert werden kann.

    Und wenn diese Wahrnehmung noch nicht erwacht ist, ist nicht das Große, Erhabene die Ursache, sondern der Wille des Menschen, irrtümliche Vorstellungen nicht aufzugeben, - und auch, daß ihm noch Reife fehlt.

    Sollte die Bewußtwerdung des all-umfassenden Majestätischen blockiert sein, so liegt das nicht am Großen. Das Große kennt keinen Neid, keine Mißgunst oder Boshaftigkeit und löst dies auch nicht in den Menschen (deren Ursprung ja in ihm liegt) aus.

    Würde das Große, Unfaßbare der Welt die Vollendung mißgönnen, könnte niemand, der gerade die materielle Welt erlebt, seine Identität mit dem Großen erfahren.

    Das genaue Gegenteil ist wahr: - Die Vollendung, die Erkenntnis des Erhabenen, Großen ist seit ewigen Zeiten in jedem Menschen angelegt. Die Menschen brauchen sich nur zu entscheiden, dies wahrnehmen zu wollen. Ihre ureigene, vollkommene Erkenntnis können sie jederzeit in sich erwecken.


(7)
Das Große, Unfaßbare manifestiert die materielle Welt. Und es manifestiert sich auch in allen Erscheinungen der materiellen Welt.

    Und es wurde notwendig, daß die materielle Welt dies bewußt erkennt.

    Es ist als ob jemand, von dem andere nichts wissen, wünscht, daß sie ihn kennen- und liebenlernen.

    - Was hat diese Welt denn mehr nötig, als daß jedem Menschen das Große, Erhabene in sich bewußt wird ? -

    So wurde das Große, Majestätische zum geduldigen Lehrer, der sein Wissen jederzeit ausgibt, sobald ein Schüler nur bereit ist, verstehen zu wollen. Und das Große begab sich mitten unter die Menschen und redete mit ihnen.

    Doch da kamen die, die nur sich allein für weise hielten und forderten das Erhabene heraus. Doch das Erhabene zeigte ihnen, wie töricht sie waren, und so haßten sie es, weil sie nicht wirklich weise waren.


(8)
Die, in denen das Große, Erhabene erwachte, fühlten sich anfangs noch neu und unerfahren in dieser phantastischen Erkenntnis.

    Doch je vertrauter sie damit wurden, desto mehr erlebten sie auch, wie die Wahrnehmung des Erhabenen ihre Sichtweise, ihre Beweggründe, ihr innerstes Sein beeinflußte, wie dies Auswirkungen auf die materielle Welt hatte und Reaktionen auslöste.

    Sie erkannten und wurden erkannt. Sie wurden gepriesen und priesen selbst.


    All ihr Fühlen, all ihr Sein, all ihr Handeln manifestierte die ganze Lebendigkeit und Inspiration, die die Essenz des Großen, Majestätischen ist, - genau die Lebendigkeit und Faszination, der die Manifestation dieser Welt entsprang, und die auch davor schon im Großen existierte.

    Diese Essenz, diese Lebendigkeit, diese Inspiration kann niemand je zerstören. Nur wer es selbst in sich zerstört oder nicht wahrhaben will, erlebt immer von Neuem den Zyklus des Sterbens.

    Denen, die Sehnsucht nach Erlösung, Erleuchtung haben, wird diese Faszination zum Zentrum ihres Lebens, und zu dem Weg, der dorthin führt.

    So nahm der Botschafter, der Jesus genannt ward, geduldig alle Beschwernisse auf sich, bis er das Wissen darum erlangt und weitergegeben hatte.


(9)
Der Vorgang der Erkenntnis ist wie ein Testament: - Bevor es verlesen wird, wissen wir nicht um den immensen Reichtum, den wir erbten.

    So auch mit dieser Welt: - Solange wir den Ursprung der Welt, warum wir sie erleben, nicht kennen, ist uns auch unser wahres, immenses Potential nicht bewußt.

    Deshalb trat Jesus als Botschafter in Erscheinung: - er nahm das Wissen in sich auf und gab es weiter.


    Und als der Botschafter den Körper abstreifte, ging seine Essenz in Unzerstörbarkeit, Unvergänglichkeit ein, die niemand ihm je nehmen kann.

    Er stieg herab zu den Bereichen, in denen Furcht und Sorge herrschte, - zu Menschen, die vergessen hatten, daß ihre Essenz, ihr Bewußtsein unvergänglich, unzerstörbar ist. Er strahlte Erkenntnis, strahlte die ganze Vollendung des Großen, Erhabenen aus. Und er gab dieses Wissen allen, die bereit waren, es anzunehmen.

    Wer dieses Wissen in sich aufnimmt, erfährt genau die gleiche Lebendigkeit, die gleiche Faszination, die gleiche Unzerstörbarkeit, die die Essenz des Großen ist. Ihm wird seine Identität mit dem Großen, Erhabenen in aller Tiefe bewußt, - wenn er sich dieser Erfahrung nur öffnet.


(10)
Alles Leben vollendet sich in dieser Identität mit dem Großen, Erhabenen.

    Es lohnt sich daher, den Weg dorthin zu suchen. - Die Fähigkeit dies bewußt zu erfahren, ist jedem angeboren und kann ihm nie genommen werden. Wir brauchen uns nur an unsere Einheit mit dem Großen zu erinnern, um dies wieder bewußt wahrnehmen zu können.

    Denn wer unwissend ist, leidet Mangel. Ihm fehlt der Zugang zu dem Großen, das er tief in sich trägt, - das, von dem er spürt, daß es ihn erhaben, vollkommen machen kann.

    Der Zugang öffnet sich jedoch nicht automatisch. Absicht und Wollen sind nötig, um die Identität mit der Erhabenheit wieder bewußt zu erfahren.

    Doch jedem, der dies erlebt, wird klar, daß er diese Identität, diese Erhabenheit schon immer in sich trug. 



 

Teil (11) - (14)

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(11)

Jemand, der seine Träume, Ideen und Ängste in körperlicher Form manifestiert sehen will (d.h. wer materielle Existenz erfahren will), trennt sich dafür absichtlich vom Großen, Erhabenen.

    Jedoch, er tritt nicht unvorbereitet in diese spezielle Form des Erlebens ein. Er geht in vollkommener Sicherheit, daß ihm das Große, Erhabene, aus dem er hervorgegangen ist, wieder bewußt wird, sobald er all das erfahren hat, was er durch Annehmen der materiellen Existenz erleben wollte.

    Alle, die den immensen Mut haben, ihre Träume, Vorstellungen und Ängste in materieller Form zu konfrontieren, werden sich ihres großartigen Ursprungs wieder bewußt, sobald ihr (materieller) Lernprozeß abgeschlossen ist.

    Sobald der Teil von uns, der nicht in diese materielle Welt eintauchte, erkennt, daß dieser Lernvorgang vollendet ist, veranlaßt er, daß uns das Große, Erhabene wieder bewußt wird.

    Doch solange wir noch tief in materielle Prozesse eingebunden sind, bleibt uns dies unbewußt.

    All die, deren Zeit aufzuwachen noch nicht gekommen ist, können diesen Ruf nicht hören. Sie bleiben unwissend, bis ihr Lernvorgang vollzogen ist. Denn nur durch Vergessen des Ursprungs können wir das, was wir lernen wollen, auch in der von uns gewünschten Intensität erleben. Und solange wir unseren wahren Ursprung nicht kennen, sterben wir am Ende unseres Leben auch immer wieder in genau dieser Unwissenheit.

    Es lohnt sich daher, einen Weg zu suchen, durch den das Große, Erhabene uns (wieder) bewußt wird.


(12)

Jeder, der dieses Wissen lebt, ist einer von oben. Wird er gerufen, antwortet er, wendet sich dem zu, das ihn ruft, steigt dorthin auf, und gewinnt allein schon dadurch, daß er diesem Ruf folgt, Erkenntnis.

    Ist ihm dieses Wissen erst einmal bewußt, verwirklicht er das Große in seinem Leben, in all seiner Handlung, - und erlangt in Folge davon die volle Souveränität und Freiheit, die unerschütterliche Gelassenheit des Großen, Erhabenen.

    Er fühlt sich wie jemand, der betrunken war und jetzt wieder nüchtern ist.

    Und da er wieder zu sich selbst gefunden hat, bringt er Ordnung in das, was das Seine ist.


(13)

Der Botschafter erlöste viele von ihrem Irrtum. Er wies den Weg zu ihrem Ursprung, ging ihnen voran zu dem erhabenen Bewußtsein, das sie verloren hatten, als Irrtum Eingang in ihr Leben fand.

    Er zeigte ihnen die Weite des Erhabenen, - wie es jeglichen Weg und jeden Ort umfaßt, - wie es alles durchdringt, das Existenz hat, - und wie es größer als selbst all dieses ist.


(14)

Was geschieht, ist wahrlich ein Mysterium: -

    Zuerst existierten alle, die jetzt die materielle Welt erfahren, im Großen, Erhabenen, ohne sich dessen - ihrer eigentlichen Größe - bewußt zu sein.

    Und als sie erkannten, daß sie in ihrem (unmanifestierten) Zustand die wahre Größe der Erhabenheit in der sie lebten, nicht sehen konnten, nahmen sie darum aus eigenem Wollen materielle Existenz an.

    Das Große, Erhabene offenbarte sich ihnen nun als (neue) Erkenntnis. Und ihnen wurde ebenfalls bewußt, daß auch die materielle Welt immer in Übereinstimmung mit dem Großen ist.

    Diese individuellen Bewußtseinsimpulse - die Menschen, - sind einzigartige Initiativen der Selbsterfahrung, mit denen das Große Kenntnis über sich selbst erweitert.

   
    Doch Wissen um diesem Prozeß (das Buch des Lebens) ist weit mehr als nur eine Schrift, die jemand lesen und töricht auslegen mag. Das Wissen um diesem Prozeß trägt in sich die volle Kraft der höchsten Wahrheit, die nur die wirklich aussprechen können, die diese Wahrheit bewußt in sich erleben.

    Jedes Wort, das diese Wahrheit ausdrückt, öffnet den Zugang zu dem Ganzen, Großen, - gibt Zugang zur vollständigen Einheit mit dem Erhabenen in uns.

    Und jedes Wort der Wahrheit nimmt materielle Form an, damit die Welt - die sich getrennt vom Großen, Erhabenen erfährt - ihre ureigene, ewige und unzerstörbare Verbindung mit dem Umfassenden, Großen wieder bewußt erkennen kann.



 

Teil (16) - (20)

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(16)

Als nun der Botschafter Wissen und Erkenntnis wieder zugänglich machte, löste er damit auch allen Schein und alles Blendwerk auf.

    Denn diese, von Neid und Streit beherrschte Welt, ist eine Region tiefsten Mangels. Das Große jedoch, mit dem wir Eins sind, kennt keinen Mangel. Mangel kann nur entstehen, wenn das Erhabene, Große nicht bewußt gelebt wird. Sobald wir jedoch das Majestätische in uns erkennen, besteht kein Mangel mehr.

    So wie Erkenntnis Unwissenheit aufhebt, - so wie Finsternis schwindet wenn Licht erscheint, - so löst auch jeder Mangel sich in der Vollkommenheit des Großen auf. Sobald wir das Erhabene in uns erkennen, haben Schein und Täuschung keinen Einfluß mehr auf uns.

    (Wenn wir das Große, Erhabene wahrnehmen, erkennen wir ALLES als einen Impuls des Alldurchdringenden, Majestätischen. Diese Erfahrung ist unbeschreibbar schön. Sie schenkt uns tiefen Frieden, Sicherheit und Souveränität. Wir gehen NICHT in einem gesichtslosen Nirwana auf, sondern erfahren unendlich tiefes Glück in dem Moment, da wir das großes Selbst erkennen und darin unsere ureigene Essenz wiederfinden.)


(17)

Wer seine Identität mit dem Allumfassenden Großen erkennt, findet sich selbst. Diese Erkenntnis löst jedwede Verstrickung im Materiellen auf. Wie Feuer verbrennt die Wahrnehmung des Großen unsere Zersplitterung in der Materie, löscht jede Finsternis mit seinem Licht, tilgt allen Tod durch Leben.


(18)

Haben wir dies nun klar erfahren, so sollten wir unser Leben (unser Haus) in Ordnung bringen, damit Ruhe darin einkehrt und wir unsere Identität mit dem Erhabenen besser erkennen können.

    Laßt uns verhalten wie Leute, die unbrauchbar gewordene Gefäße wegwerfen, bevor sie einen Ort verlassen. Der Hausherr erleidet dadurch keinen Schaden. Es freut sich sogar darüber, - denn nur intakte Gefäße lassen sich füllen, schlechte dagegen nicht.

    Das Zerbrechen schlechter Gefäße ist ein Gericht, das von oben kommt und jeden richtet. Wie ein gezücktes zweischneidiges Schwert ist es nach beiden Seiten hin scharf.

    (Unbestechlich werten wir, ob die uns umgebenden Personen, Gegenstände, Vorhaben und Ideen den Inhalten und dem Charakter des Großen genügen, das wir in uns spüren.

    An dieser Meßlatte bewerten wir die Welt, die wir gestalteten, - und lösen uns unbeirrt von allem, was dieser unbestechlichen Wahrnehmung nicht gerecht wird.

    Wir selbst sind dieser unbestechliche Richter. Wir akzeptieren nur das, was Identität mit dem Großen fördert. Wir legen alles ab, was diese Erfahrung hemmt.)



(19)

Diese Botschaft kommt aus dem Herzen derer, die sie verbreiten. Sie enthält mehr als nur die Worte, die wir hören oder lesen, - sie überträgt auch all die Faszination und Kraft, die die Botschafter ausstrahlen, und auch das Beispiel, das sich in ihrer Handlung manifestiert.

    Doch dies rief Unruhe unter den Menschen hervor. - Einigen wurde klar, daß sie nichts waren, so stolz sie zuvor auch gewesen sein mochten, - anderen wurde die eigene Erhabenheit bewußt, egal welch niedrige Position sie vorher innehatten. Einige stiegen schnell zu ihrer wahren Größe auf, - andere verloren das wenige, das sie in sich hatten, da ihnen der Wille fehlte zu wachsen. Einige wurden rein und stark, andere zerbrachen an dieser Herausforderung.

    Alle Bereiche der materiellen Welt wurden erschüttert. Die Menschen waren entsetzt, als deutlich wurde, daß alles aus Stolz und Irrtum Geschaffene keinen Bestand hat und untergehen würde. Irrtum selbst geriet in furchtbare Erregung, wußte nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Er verzweifelte an seiner Ohnmacht, da er kein echtes Wissen hatte.

    Wann immer Erkenntnis auf Irrtum trifft, geht Irrtum unter, und mit ihm alles, was er hervorgerufen hat.

    Und jedem wurde klar, daß Irrtum leer und nichtig war und alle Kraft verloren hatte, irrezuleiten.


(20)

Höchste Erkenntnis wurde zum Zentrum des Lebens derer, die innerlich davon berührt waren (die echte Sehnsucht danach in sich trugen) und daher das Große auch erkennen konnten. Diese Menschen begrüßten ihre Wahrnehmung des Erhabenen und dessen immense Kraft, - die in dem Moment auf sie übersprang, als ihnen ihre Identität damit bewußt wurde.

    Jeder, der derartiges verspürt, liebt Wahrheit in dieser höchsten Klarheit, da sie seinem innersten Sein entspricht.

    Jeder, der diese höchste Klarheit erlebt, ist davon bezaubert. Es drängt ihn, dies anderen mitzuteilen. Die Worte, mit denen er dies ausdrückt, sind inspiriert von dieser exquisiten klaren Wahrheit und bewegen andere zutiefst.

    So teilt sich das Große, Erhabene den Menschen in deren unendlich vielfältigen Manifestationen mit. So begeistert es sie durch Wahrheit.

    In dieser Begeisterung und Inspiration enthüllt das Große, Erhabene den Menschen das, was lange verborgen war.



 

Teil (21) - (25)

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(21)

Denn was existiert denn jenseits aller Erscheinungen, jenseits aller Fassaden, - was existiert in Wirklichkeit? - Nur das Erhabene, Unendliche, Große allein. - Alles, was materielle Existenz annimmt, jeder Weg, der von den Wesen dieser Welt beschritten wird, alles hat Ursprung im Großen, Erhabenen.

    Und die, die diese Worte berührten, erkannten, daß sie aus diesem Großen hervorgegangen waren wie Kinder aus einem vollkommenen Menschen.

    Sie erkannten, daß sie - bevor sie materiell in Erscheinung traten, - noch unmanifestiert im Großen geruht hatten.


    In diesem unmanifestierten Zustand war ihnen noch nicht bewußt, was sie in ihrer materiellen Form erfahren sollten: - Das Große, Erhabene zu erkennen, das sie solange nicht sehen konnten, wie sie sich selbst noch nicht vom Großen getrennt erlebt hatten.

    Das Erhabene, Allumfassende jedoch ist unendlich größer als all dies. Es kennt alle Wege (alle Welten), die in ihm ruhen. Wenn das Erhabene es will, läßt es in Erscheinung treten, was immer es will. Das Große gibt dem, was in Erscheinung treten soll, Aufgabe und Form (Namen), - es veranlaßt damit, daß dieser Teil seiner selbst ins materielle Leben tritt.

    Wer Leben noch nicht erfahren hat, (wer das Große, Erhabene noch nicht von außen betrachtet hat, - sich als getrennt davon erlebt hat), kann auch noch nicht erkennen, was ihn (später) hervorbringen wird.


(22)

Das soll nicht heißen, daß diejenigen, die noch nicht ins Leben getreten sind, nicht existieren. Sie ruhen noch in dem, das einst wollen wird, daß sie die materielle Welt erleben, - und das auch wollen wird, daß dafür eine zukünftige Zeit existiert.

    Das Große, Erhabene weiß, was es hervorbringt, bevor es ihm Form und Namen gibt. Der Teil des Großen jedoch, der noch nicht in Erscheinung getreten ist, weiß noch nichts, kann noch nicht handeln.

    So hat jeder Weg (jede Welt) seinen Ursprung im Unvergänglichen, auch wenn er zur Zeit eine manifestierte Gestalt innehat.


    Solange wir nicht erkennen, daß unser Ursprung das Unvergängliche ist, wird das Erfahren der Welt der Erscheinungen uns nicht bereichern.

    Wer bei sich denkt: 'Ich bin unvergänglich, auch in der materiellen Welt' (wie es fast alle Menschen tun), - so wird er, eben weil er so denkt, sein Leben immer von neuem verlieren.

    Doch etwas Wahres ist an dieser Ansicht dran: - Wäre nichts Unvergängliches da, könnte auch nichts in Erscheinung treten.

    Daher denke von dir selbst: - 'Ich habe materielle Existenz, doch ist dies wie ein Schatten oder Trugbild der Nacht.'

    Sobald Licht (die Wahrnehmung des Großen in uns) diesen Schrecken (der Nacht) erleuchtet, erkennen wir, daß jeder Schrecken nur ein Trugbild war.


(23)

Solange uns das Große, Erhabene nicht bewußt ist da wir es nicht wahrnehmen, erleben wir immer erneut Angst, Ohnmacht, Verwirrung, Schwäche, Zweifel und Fremdheit, - doch sind all dies nur Wahnbilder und Halluzinationen, wie Albträume, die Schlafenden begegnen.

    Da flieht man und weiß nicht wohin, - da ist man ohne jede Kraft und wird verfolgt, - da streitet man und wird geschlagen, - da fällt man aus großer Höhe oder schwebt durch die Luft. Dann wieder fühlt man Todesgefahr, selbst wenn kein einziger Verfolger in Sicht ist, - oder man mordet andere.

    Solange wir im Einfluß dieser Verwirrungen stehen, haben wir keine Klarheit, da Unwirklichkeit uns gefangenhält. Erst wenn wir aufwachen, können wir sehen.


    Genauso verhält es sich mit denen, die ihre Unwissenheit abschütteln wie einen schlechten Traum. Sie wollen nicht mehr wie im Traum durchs Leben gehen. Sie halten nichts mehr von den egoistisch motivierten Zielen der Erscheinungswelt. Sie wissen, daß keine dieser Erscheinungen fortdauern. Sie lassen all dies hinter sich wie Träume der Nacht. Das Wahrnehmen des Großen, Erhabenen ist ihnen das Licht.

    Und jetzt verstehen sie, was diejenigen motiviert, die schlafen, die noch unwissend sind. - Und sie erkennen auch, wie sie jetzt handeln, - wie das, was sie selber tun in dem Moment sich änderte, da sie das Große, Erhabene erkannten, - da sie erwachten.

    Das ist das Höchste für den Menschen: - zu sich zu kommen und aufzuwachen.

    Gesegnet ist der, der dem Blinden die Augen öffnet, - der dem am Boden liegenden die Hand reicht und ihn aufrichtet.


    Dies ist die Botschaft: - Daß dieser Pfad jetzt offen ist, - daß jetzt erneut die Chance besteht, das Große, Erhabene wahrzunehmen, - das wiederzuerlangen, was wir tief in uns spüren.


(24)

Des Menschen Geist gibt uns die Fähigkeit, diese Botschaft zu erfassen und selbst im eigenen Leben zu erfahren.

    Doch wir hörten und verstanden nicht nur des Botschafters Worte, - wir konnten ihn auch sehen, hören, riechen, anfassen, - und dadurch erfahren, wie jemand in menschlicher Gestalt (wie wir selbst) das Große, Unfaßbare verkörpern, ausstrahlen und offenbaren kann.

    Der Botschafter hauchte uns das ein, was er lebte und auch die ganze Tiefe seines Geistes. Er bewegte unser Herz und stellte so die Verbindung zum Großen, Erhabenen in uns her. Und viele öffneten sich dieser Wahrnehmung und nahmen den Weg dorthin.

    Doch denen, die tief in materielle Existenz verstrickt waren, war all dies fremd. Sie verstanden den wahren Sinn der Botschaft nicht. Sie sahen nur die menschliche Gestalt und konnten und wollten darüberhinaus nichts erkennen.

    Doch nichts und niemand konnte die Botschaft aufhalten, denn das Unvergängliche, Große läßt sich nicht greifen und unterdrücken.


(25)

Mit neuen Worten (die nichts mit den Klischees und Worthülsen der Religionen und Philosophien zu tun hatten) entfaltete der Botschafter das Innerste des Großen, Unfaßbaren. Er sprach von Unvergänglichkeit, von der Weite des Ewigen. Licht sprach durch ihn und immense Lebendigkeit strahlte aus seiner Botschaft.

    Er gab den Menschen Verstehen, Freiheit, Barmherzigkeit und Stärke des Geistes, - er zeigte ihnen, wie grenzenlos das Große, Erhabene ist, und auch dessen unendliche Zuneigung und Verstehen.

    Er beendete Strafen und Leiden, die den Blick der Menschen getrübt hatten, - denn sie brauchten eher Mitgefühl, da Irrtum sie gefesselt hielt und in Unwissenheit band.

    Mit Stärke löste er all dies auf, zeigte wie unerheblich, unwichtig es war, und wie Kenntnis des Erhabenen die Irrelevanz all dessen an den Tag bringt.

    Für die Irregeleiteten verkörperte er den Weg, - für die Unwissenden Erkenntnis, - für die Suchenden das Finden, - für die Schwankenden den festen Halt, - und Reinigung für die, die sich unrein fühlten.



 

Teil (26) - (27)

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(26)

Er ist der Schafhirte, der die neunundneunzig Schafe verließ, um das eine zu suchen, das sich verirrt hatte. Und er freute sich, als er es fand.

    Selbst am Feiertag suchte er nach dem verirrten Schaf. Dadurch daß er es rettete, gab er dem Schaf Leben; - damit ihr - Kinder der Einsicht - erkennt, was es mit dem Feiertag auf sich hat: - daß auch an ihm die Rettung nicht ruhen darf; - damit ihr wißt und verbreitet, daß oben (im Erhabenen) der Tag keine Nacht hat, - daß Licht dort ist, das nie verlöscht, und das vollkommen ist.


(27)

Und wenn ihr diese Botschaft weitergebt, dann sprecht aus überfließendem Herzen, - ihr, die ihr der vollkommene Tag seid und in denen das nie verlöschende Licht wohnt. - Sprecht von der Wahrheit zu allen, die sie suchen, und von Erkenntnis zu allen, die Irrtum zu egoistischem Tun verleitet hat.

    Stärkt die, deren Wahrnehmung und Erkenntnis noch unsicher ist, - reicht die Hand denen, die Irrtum krank gemacht hat. Speist (mit eurem Wissen) die, die nach Verstehen hungern, - schafft den Geplagten Ruhe, indem ihr ihnen Hoffnung gebt, - richtet die auf, die aufstehen wollen, und weckt die Schlafenden!

    Denn ihr habt Klugheit. Gebraucht sie einem scharfen Schwerte gleich. Vereint eure innere Stärke mit Klugheit, - wenn ihr so handelt, seid ihr wirklich stark.


    Treibt euer Wachstum voran. Kehrt nicht zu dem zurück, was ihr schon abgestreift habt, belastet euer Leben damit nicht von neuem. Trauert nicht nach worüber ihr hinausgewachsen seid. Gebt dem Teufel (Irrtum) nicht erneut Wohnstatt, ihr habt ihn doch schon abgewiesen.

    Stärkt nicht die Hindernisse, die schon dabei sind wegzufallen. Es bringt nichts, wenn ihr Aufmerksamkeit auf das richtet, was falsch ist.

    Was ein Gesetzloser tut und anhäuft, hat weder Bedeutung noch Bestand. Er schadet sich selbst mehr als dem Gesetz.

    Der Aufrechte handelt recht vor aller Augen. Laßt euch vom Großen, Erhabenen leiten, - das ist es schließlich, wo ihr herkommt.

    Das Erhabene ist unendlich positiv. Wer immer sein Handeln davon leiten läßt, erlebt unvorstellbares Glück.

    Das Große, Erhabene weiß, wer ihr seid. Es zeigt euch diesen Weg, damit ihr erkennt, daß auch ihr dies in euch tragt, daß ihr damit identisch seid und darin Ruhe finden könnt.

    An euren Taten erkennt man euch, - die Früchte eurer Taten zeigen, wer ihr wirklich seid.



Weiter mit: - 1. Zwischenspiel



Author: Hermann Kuhn
Buch:   'Wo NICHTS zu sein scheint'

ISBN: 
978-3-9811466-0-8
Copyright 2009 Crosswind Publishing, Wunstorf, Germany

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