Upanishaden Fortsetzung

 

 

Die Yoga Sutren zeigen, wie Meditation funktioniert. Wenn wir uns nun Regionen erschließen wollen, die jenseits unserer gegenwärtigen Wahrnehmung liegen, müssen wir als Erstes herausfinden, worauf wir während der Meditation unseren Geist richten sollten, - d.h. durch welche Bilder und Inhalte, mit welcher Art der Visualisierung wir
dieses Ziel erreichen.


    Und wenn wir unser Leben tatsächlich weiten wollen, - statt nur mit einer weiteren Technik zu spielen, dann würde es sich auch lohnen zu wissen, wo wir uns hineinbegeben, wenn unsere Existenz sich real verändert.


    Erfreulicherweise bieten die Upanishaden präzise Informationen zu genau dieser Frage. Sie schildern ausführlich, welche Richtungen wir während der Meditation einschlagen können, - und welche Auswirkungen die Wahl dieser Richtung konkret für uns hat.

 

 

 

Vier Kanäle

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Während der Meditation bewegen wir uns in eine von vier Richtungen - völlig unabhängig davon, welche Methode wir einsetzen. Jeder dieser 'Meditationskanäle' erzeugt Ergebnisse, die sich von den drei anderen Kanälen grundlegend unterscheiden.


    Welche dieser vier Richtungen wir einschlagen, bestimmen wir selbst, - durch die Themen, die wir während des meditativen Zustands visualisieren, - und, - weit wirksamer noch, - durch die emotionale Intensität und die Intentionen, mit denen wir unsere Projektionen oder
Visualisierungen mit Energie versehen.


    Unsere Wahl der Richtung bestimmt nicht nur, was wir während der Meditation erfahren, sondern beeinflußt unser ganzes Leben, - weshalb wir ja überhaupt meditieren.



    Es gibt vier Arten der Meditation: -


  • konstruktive Meditation
    - auf nicht-egoistische, 'rechtschaffene', 'tugendhafte' Ziele ausgerichtet

  • destruktive Meditation - mit grausamen oder gewalttätigen Intentionen

  • sehnsuchtsgetriebene Meditation - auf egoistische, selbstsüchtige Ziele gerichtet

  • unwiderrufliche Meditation - auf Befreiung gerichtet (totale Wahrnehmung des Großen Selbst) …

Subala Upanishad - XI.1



Die ersten drei Meditationskanäle richten unseren Fokus auf Ziele, die gänzlich im Bereich unserer gegenwärtigen materiellen Existenz  liegen. Wenn wir uns also in diese Richtungen bewegen, beschränken wir unsere Aufmerksamkeit - d.h. was wir konkret im Leben erfahren, - ausschließlich auf das, was innerhalb der Sehnsuchtsstruktur möglich ist.


    Die drei ersten Kanäle eignen sich daher nicht dazu Befreiung zu erreichen, oder das Große Selbst in seinem ursprünglichen, majestätischen Zustand wahrzunehmen.



    Der vierte Kanal - unwiderrufliche Meditation - ist der einzige, der über die Grenzen der Sehnsuchtsstruktur hinausführt. Er richtet unseren Fokus gänzlich auf das Große Selbst und läßt uns über unsere gegenwärtige Faszination mit begrenzten Vorstellungen und Gefühlen hinauswachsen. Der vierte Kanal ist der eigentliche Schlüssel zur endgültigen Befreiung.



    Da wir wissen sollten, worauf wir uns bei einem neuen Unterfangen einlassen, hier kurz und knapp die Merkmale der vier Kanäle: -

 


 

Konstruktive Meditation

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- auf nicht-egoistische, 'rechtschaffene', 'tugendhafte' Ziele ausgerichtet


Wir betreiben konstruktive Meditation, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf nicht-egoistische Themen ausrichten.


    Diese Art Themen mögen vom Charakter her uneigennützig sein, oder auch unseren Fokus auf unsere persönliche Expansion richten, d.h. auf Visualisierungen, die unser Bewußtsein weiten.


    'Rechtschaffen' und 'tugendhaft' steht in Anführungszeichen, da Kulturen diese Begriffe oft unterschiedlich interpretieren. Doch unabhängig von all derartigen Lesarten bewegen wir uns in diese Richtung, wenn wir - während der Meditation und außerhalb davon - auf nicht-egoistische, wachstumsorientierte Themen fokussieren, die andere Wesen weder behindern noch irgendwie verletzen.


    Das heißt nicht, jederzeit allen helfen zu müssen, oder unsere Zeit ausschließlich dafür einzusetzen andere zu unterstützen.


    Es bedeutet, anderen zu ermöglichen, ihre speziellen Lebensthemen zu erfahren. - Und dies mag zu Zeiten durchaus heißen, keine helfende Hand auszustrecken, sondern ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Herausforderungen auf eigene Weise zu meistern, - sodaß sie individuelle Stärke und Selbstvertrauen aufbauen können.



    Durch konstruktive Meditation erreichen wir zwar keine direkte Wahrnehmung unseres Großen Selbst, doch schaffen wir damit die Grundlage, aus dem Kokon einschränkender (materieller) Sehnsüchte und Ängste ausbrechen zu können, der uns auf der physischen Ebene umhüllt und dort festhält.


    Und dies funktioniert so: - Konstruktive Meditation richtet unsere Aufmerksamkeit auf das, was jenseits aller egoistischen Ziele liegt. Sie macht uns dadurch das riesige Netzwerk der Kooperation bewußt, das wir, - wie auch alle anderen Wesen, die in dieser manifestierten Welt ebenfalls Wachstum erfahren wollen, - gegenwärtig gemeinsam erleben. Dies weckt in uns aktives Verständnis für die Bedürfnisse anderer, - was uns in Folge wiederum größere Kooperation und Unterstützung erfahren läßt.


    Genau diese, über persönliches Verlangen hinausgehende Bewußtheit, löst höchst effektiv die Verzerrungen auf, die egoistisches Verfolgen begrenzter und einschränkender Ziele im Energiefluß in dieser - unserer ureigenen - materiellen Manifestation immer hervorruft.


    Wenn wir erst einmal die gesamte physische Welt als 'unsere ureigene Kreation' erkennen, fühlen wir nicht mehr die Notwendigkeit einen speziellen Teil davon zu (über)betonen, sondern fangen an, die Welt in ihrer Gesamtheit zu sehen. Wir erkennen, daß  WIR  ALLES
SIND
,  was wir wahrnehmen. Wir erkennen, daß alles, was uns umgibt, und auch alles, was wir in uns fühlen, doch irgendwie dem entspricht, was wir im Inneren wirklich sind, was wir wirklich erfahren, erforschen, lernen, verstehen wollen. Und dieser umfassende Einblick ist die praktische Basis dafür, zu der unfaßbar großen Welt durchzubrechen, die jenseits der begrenzten Sehnsuchtsstruktur liegt.



 

Destruktive Meditation

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- mit grausamen oder gewalttätigen Intentionen


Destruktive Meditation richtet Aufmerksamkeit auf das Verletzen anderer Wesen, - oder auch darauf, uns selbst auf irgendeine Weise zu schädigen.


    Das bedeutet Befriedigung zu fühlen, wenn wir Ärger oder Wut auf andere projizieren und deren ängstliche oder verwirrte Reaktion beobachten; - oder Schadenfreude über die Wirkung von Manipulation und Täuschung zu empfinden; - oder Spaß daran zu haben, anderen zu nehmen, was sie nicht freiwillig geben, - oder Gefallen daran zu finden, andere zu dominieren, deren Freiheit einzuschränken, - oder ihnen Schmerzen zu verursachen.


    Destruktive Meditation führt die, die derartige Gedanken und Emotionen während der Meditation (und außerhalb davon) visualisieren, in eine Umgebung, die von Wesen mit gleichartigen Absichten bevölkert ist und daher ebenfalls auf diese Weise handeln.


    Und all dies manifestiert sich ebenso, wie alles, auf das wir intensive Gefühle und Gedanken richten, sich dadurch belebt und zu unserer Wirklichkeit wird.

 


 

Sehnsuchtsgetriebene Meditation

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- auf egoistische, selbstsüchtige Ziele gerichtet


Sehnsuchtsgetriebene Meditation ist das Ausrichten unseres Bewußtseins auf Erlangen gefälliger Gegenstände, - oder darauf Kontakt zu Personen zu erhalten, von denen wir uns gegenwärtig getrennt fühlen, - oder auf Trennung von denen, deren Gegenwart und Einfluß wir als unangenehm empfinden, - oder auf das Beenden unerfreulicher Zustände, - oder auf die Sorge, bestimmte Objekte und Situationen in diesem Leben nicht (mehr) erfahren zu können, - oder daß wir Kontakt zu Personen haben wollen, die gegenwärtig nicht an uns interessiert sind.


    Sehnsuchtsgetriebene Meditation löst weiteres Erleben in der Welt der (physischen) Manifestationen aus. Dabei bestimmt die Stärke unserer Emotionen und Gedanken während derartiger Projektionen und Visualisierungen, wie tief wir unsere Sehnsüchte - und damit unser Bewußtsein - in der Welt verankern, auf die wir gerade fokussieren, - und wie intensiv wir diese Welt dann in Folge davon erfahren.



 

Unwiderrufliche Meditation

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- auf Befreiung gerichtet
(totale Wahrnehmung des Großen Selbst)


Unwiderrufliche Meditation ist der eigentliche Schlüssel, mit dem wir unser Bewußtsein von den Grenzen dieser manifestierten, physischen Umgebung endgültig befreien.


    Das heißt nicht, unseren Körper aufzugeben (ihn sterben zu lassen), sondern nur, unseren Fokus auf die weit ausgedehnteren Dimensionen auszurichten, die wir schon jetzt in uns tragen, und die wir niemals verlieren können.


    Die Upanishaden nennen diesen Kanal 'Meditation ohne Wiederkehr', da sie Veränderungen in uns auslöst, die unumkehrbar sind: - Haben wir erst einmal unser Großes Selbst in all seiner Großartigkeit, Majestät und Macht wahrgenommen, gelingt es uns nicht mehr, die Bandbreite unseres Bewußtseins auf das vorherige 'kleine' Selbst zu reduzieren, wenn wir unseren Fokus wieder auf die physische Realität richten. Ein derart machtvoller Einblick läßt uns erkennen, wie intensiv die materielle Umgebung uns einschränkt, wie wenig sie dem entspricht, was wir wirklich sind, und daß unser Bewußtsein weit umfassender ist.



    Unwiderrufliche Meditation erfahren wir nicht spontan. Es bedarf Intention und Vorbereitung, diesen vierten Kanal real zum Funktionieren zu bringen.


    Und wir bereiten uns dafür nicht nur durch Meditieren vor. Unser Fortschritt in diese Richtung hängt auch erheblich davon ab, wie wir uns außerhalb der Meditation verhalten.


    Um unser Bewußtsein aus dem Kokon restriktiver (materieller) Sehnsüchte und Ängste ausbrechen zu lassen, empfehlen die Upanishaden, daß wir uns für nichtegoistische, expansive Absichten entscheiden, so wie die Konstruktive Meditation es beschreibt.


    Der Abschnitt 'Meditation direkt auf das Große Selbst' stellt im Einzelnen dar, was Unwiderrufliche Meditation ist und wie sie funktioniert.

 


 

Die Grenzen heutiger Systeme

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Nun mögen die, die in ihrer (modernen) Meditation 'das natürliche Fließen von Gedanken und Mantra' oder ähnliches praktizieren, sich möglicherweise Sorgen machen, ob negative Gedanken und Gefühle, die während der Meditation in ihnen aufsteigen, sie nicht in eine Richtung treiben lassen, die sie definitiv nicht erfahren wollen.


    Aber, - kein Grund zur Besorgnis, - Meditation, wie die Upanishaden und die Yoga Sutren sie definieren, ist das bewußte Steuern unserer Gedanken in eine ganz spezielle, sorgfältig gewählte Richtung. Und dies ist weit entfernt von dem, was die meisten heutigen Systeme tun. Fast alle modernen Meditationstechniken setzen eine Art Treibenlassen ein, bei dem wir Gedanken und Emotionen erlauben in jede beliebige Richtung zu driften.


    Da ich derartige Techniken lange Zeit praktiziert habe, weiß ich selbstverständlich um die entspannende Wirkung und bessere Bewältigung von Streß und Spannungen, die dadurch erreicht werden mag.


    Doch obwohl dies Meditation genannt wird, ist es weit davon entfernt. Derartige Praktiken sind Entspannungstechniken, die zwar effektive Meditation, wie die Yoga Sutren sie beschreibt, vorbereiten können, für sich allein jedoch weder Einblick in höhere Ebenen dieser Wirklichkeit vermitteln, noch unsere Wahrnehmung über unsere jetzigen physischen Grenzen hinaus expandieren lassen.


    Gedanken oder Gefühle, die während dieses Driftens in uns aufsteigen, haben nicht die Kraft unsere Existenz und Wahrnehmung in etwas völlig anderes zu wandeln, - doch das wissen wir inzwischen auch aus eigener Erfahrung.



    Viele der neuen, modischen Techniken verwenden Mantren, deren Bedeutung unbekannt oder geheimgehalten ist, und deren eigentliche Wirkungsweise nie wirklich erklärt wird.


    Da wir in der Meditation der Upanishaden ein ganz spezielles Mantra einsetzen, hier eine kurze - nicht-mystische - Einführung, worum es bei diesen geheimnisvollen Klängen überhaupt geht.




 

Die rätselhaften Mantren

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Für die meisten Menschen sind Mantren Worte mit geheimen magischen Kräften, die auf mystische Weise irgendwie unsere physische Wirklichkeit beeinflussen, - wenn wir sie nur richtig aussprechen, und natürlich auch wissen, welches Mantra welche Wirkung hervorruft.


    Und so setzen wir denn Mantren zur Meditation ein, für Rezitationen, Chanting, Zeremonien und andere Aufgaben, - ohne die allergeringste Ahnung was sie bedeuten, wie sie funktionieren, welche Wirkung sie tatsächlich hinter den Kulissen auslösen mögen, und mit nur äußerst vagen Vorstellungen, wie wir sie überhaupt verwenden sollten.


    So weit, so gut. - Wir wissen aber auch, daß all dies nicht die geringste reale Wirkung hat.


  Sicher, - wir fühlen uns entspannt nach zwanzig Minuten 'meditativen' Driftens, doch können wir diesen Effekt auch leicht mit irgendeinem Wort, das uns angenehm erscheint, erzeugen.


    All dies vorweggeschickt, erklärt der folgende Abschnitt,
wie Mantren tatsächlich funktionieren: -




Telefonnummern

Nehmen wir eine Analogie, die in unserer heutigen elektronischen Zeit leicht verständlich ist: - Mantren gleichen Telefonnummern. Wir wählen eine Nummer, (d.h. setzen ein Mantra auf eine bestimmte Art ein), und erreichen und aktivieren damit eine genau definierte innere
Funktion der Sehnsuchtsstruktur.


    Die Weisen des alten Indien personifizierten diese Funktionen und assoziierten sie mit subtilen Wesen, die feingestimmte Fähigkeiten besitzen (Sanskrit: devas). Wir können diese Kräfte also mit derartigen devas gleichsetzen, wenn wir dadurch leichter Zugang dazu finden.


    Das Personifizieren von Kräften und Funktionen ist auch heute weit verbreitet, und wird in Mathematik, Elektronik, Physik, Medizin und anderen modernen Wissen schaften vielfach verwandt. Wenn wir mit Volt, Ampere, Watt, Tesla, Gauß etc. umgehen, setzen wir faktisch Namen von Menschen ein, die auf irgendeine Weise mit einer ganz speziellen Funktion assoziiert sind.


    Genau das gleiche passiert, wenn wir mit Mantren umgehen, - mit dem einzigen Unterschied, daß die Person mit der speziellen Funktion, die wir anrufen, lebendig ist, - wenn auch auf einer anderen Ebene als die, auf die wir gegenwärtig fokussieren.



    Wenn wir nun jemanden per Telefon anrufen, haben wir normalerweise eine recht klare Vorstellung davon, wen wir anrufen, und auch warum wir sie oder ihn kontakten. Wir wissen, daß zufälliges Wählen von Zahlen, oder anrufen ohne eine rechte Idee, warum wir dies tun, wenig konkrete Wirkung zeigt.


    Wenn wir daher bestimmte Komponenten unseres Lebens stimulieren, beleben oder reparieren wollen, sollten wir exakt wissen, mit wem wir Verbindung aufnehmen, und auch, was genau unser Ziel ist. Einen Klempner anzurufen, wenn wir einen Arzt brauchen, bringt nicht das gewünschte Ergebnis.


    Das Gleiche gilt auch für den effektiven Einsatz von Mantren: - Wir müssen wissen, welchen Teil, welche Funktion der Sehnsuchtsstruktur wir aktivieren wollen, - und wir brauchen auch die exakte 'Telefonnummer' - d.h. den Namen, der mit der gewünschten Funktion assoziiert wird, oder, - wenn dies leichter vorstellbar ist, - die Bezeichnung des Wesens, das dafür zuständig ist. Nur dann haben wir eine reale Chance, faßbare Wirkungen im physischen Leben zu erfahren.




Wiederholungen

scheinen beim Einsatz von Mantren eine wesentliche Rolle zu spielen - so glauben viele. Doch dies ist nur eine irrtümliche Vorstellung, die auf unsere momentane (technische und materialistische) Faszination mit 'Quantität statt Qualität' zurückgeht.

    De Fakto reicht es völlig aus, ein Mantra ein einziges mal zu manifestieren. Geschieht dies mit intensiver Kraft und starkem inneren Drive, starten wir damit den Fluß der Energie und rufen die angestrebte Wirkung hervor, die wir dann durch kontinuierliche Wiederholung auch nicht weiter verstärken können.


    Übertragen wir diesen Mechanismus doch einfach in unsere heutige Zeit: - Wenn wir möchten, daß ein Klempner kommt und unseren Wasserhahn repariert, dann nützt es nichts, ihn 108 mal (eine heilige Zahl in Indien) anzurufen. Entweder kommt er und erledigt den Job, oder er tut es nicht. Und wenn er die Arbeit nicht ausführen will, oder dazu nicht fähig ist, dann nützt es ebenfalls nichts, seine Nummer derart oft zu wählen.




Konferenzschaltungen

Die subtilen Funktionen der Sehnsuchtsstruktur sind in organische Hierarchien gestaffelt, die heutigen Firmenverwaltungen ähneln, - nur mit weit netteren Leuten.


    So mag es auf den ersten Blick am effektivsten sein, nicht einen der unteren 'Angestellten' zu kontakten, um etwas zu bewirken, sondern direkt den Boss anzurufen. Doch oft ist es gerade der 'untere Angestellte', der den Job dann auch ausführt. So empfiehlt es sich, von Fall zu Fall zu entscheiden, welche Funktionsebene wir für eine bestimmte Aufgabe aktivieren wollen, oder - falls die deva Version besser klingt, - wen genau wir kontakten.

 

    Die alten Inder entwickelten eine komplexe Technologie gerade für derartige Aufgaben: - eine Art 'Konferenzschaltung' an eine ganze Gruppe von Funktionen (oder devas), die Wirkungen auf vielen verschiedenen Ebenen miteinander kombiniert, ohne daß wir dazu jede Funktion aufwendig einzeln aufrufen müßten.


    Derartige 'Konferenzschaltungen' werden bija Mantren genannt. Sie sind ganz einfach Abkürzungen der Funktionsnamen - auf die gleiche Weise, wie wir die Kurzform 'UNO' nehmen, wenn wir die 'United Nations Organization' mit all ihren Befugnissen meinen.


    Welches Mantra die besten Ergebnisse hervorruft, hängt zunächst einmal von der Person ab, die sie einsetzt, und weiterhin von der Aufgabe, die erledigt werden soll. Zu erklären, welches Mantra für welches Unterfangen am besten geeignet ist, würde jedoch eine andere Art von Buch erfordern.

 


Das Add-on 'Namo' oder 'Namah'

Fast alle Mantren positionieren das Wort 'namo' oder 'namah'  entweder unmittelbar vor dem Mantra, oder als eine Art 'Coda' an dessen Ende.


    Die Übersetzung - falls sie denn mitgeliefert wird - besagt dann entweder 'ich verehre …' oder 'ich verbeuge mich vor …' oder dergleichen. Das ist zwar nicht falsch, ignoriert aber völlig den weit tieferen Zweck dieses allgegenwärtigen, scheinbar völlig überflüssigen 'Add-ons': -

    'Namo' oder 'namah' entspricht dem deutschen Wort 'Name' sowohl vom Klang her, als auch in seiner Bedeutung. Wenn wir - aus eigener Motivation - einer Person oder einem Gegenstand einen speziellen Namen geben, dann nehmen wir damit diesen Menschen oder Gegenstand bewußt in unser persönliches Leben auf, - und zwar nur
auf positive Weise
.


    Wir verleihen einen besonderen, persönlichen Namen nie Gegenständen oder Jemandem, den wir nicht mögen, oder als schlecht ansehen, oder loswerden wollen, oder mit dem wir uns nicht assoziieren möchten. Derart Unangenehmes belegen wir mit neutralen Ausdrücken wie 'diese Person' oder 'das Ding da' oder - wie in weitbekannten Filmen über einen Jungen, der Zauberer werden möchte, mit - 'der, dessen Namen wir nie aussprechen'.


    Wenn wir daher 'namo' oder 'namah' verwenden, dann heißt das, daß wir damit die Funktion des entsprechenden Mantras (oder devas) positiv in unser Leben aufnehmen.


    'Namo' oder 'namah' ist selbst kein Mantra, und nicht einmal ein Teil davon, sondern eine Art Verpackung, durch die wir unsere positive Intention und Energie mit der 'Telefonnummer' koppeln. Dieses positive Akzeptieren und die Kraft, die wir auf die subtile Funktion (oder den deva) projizieren, ist der eigentliche Schlüssel, mit dem wir sicherstellen, daß das, was wir mit dem 'Anruf' erreichen wollen, sich auch manifestiert, - so wie auch wir jemandem, der uns inständig darum bittet, helfen würden, sofern dies in unserer Macht steht.


    'Namo' oder 'namah' rein formal einzusetzen, ohne zu wissen, was es tatsächlich bedeutet, und ohne dies mit dem positiven emotionalen 'Push' zu versehen, der es zum Laufen bringt, hat keine Wirkung.



    Und selbstverständlich würde unsere moderne Wissenschaft nichts des eben Beschriebenen akzeptieren, - so wie sie auch mit vielen anderen zentralen Eigenheiten unseres Lebens, - z.B. Inspiration,  Intuition, Liebe, innerer Antrieb, Motivation etc. - nichts anfangen kann. Die Wissenschaft kennt keine der subtilen Mechanismen unseres Lebens, oder will davon nichts wissen, - und ist unendlich weit davon entfernt, Brahman oder das Große Selbst überhaupt als erfahrbar anzusehen.

 

 

 

Der begrenzte Wirkungsbereich der Mantren

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Da Mantren nur Aufgaben innerhalb der Sehnsuchtsstruktur erledigen können, funktionieren sie ausschließlich auch nur in diesem Rahmen. Kein Mantra kann unser Bewußtsein aus diesen Grenzen hinausführen.


    [ Formeln wie 'aham Brahmasmi' ('Ich bin Brahman') oder 'tat tvam asi' ('Du bist all dies') sind keine Mantren, sondern mahavakyas - 'Leitsätze' - die in knappen Worten Grundsätze der Upanishaden zum Ausdruck bringen. ]


    Es gibt jedoch einen Trick. Die Upanishaden beschreiben, wie wir ein spezielles Mantra genau für diese 'unmögliche' Aufgabe einsetzen können, - und zwar das Berühmteste seiner Art: - den Klang 'AUM' oder 'OM'.


   AUM finden wir am Anfang fast aller Mantrasequenzen. Es wird meist als 'kosmischer Klang' oder 'Ausdruck der allumfassenden Wirklichkeit' oder 'Vereinigung aller Energien' angesehen, - was nicht weit von seiner Funktion, wie die Upanishaden sie verwenden, entfernt ist.


    Und da wir schon Analogien aus dem Bereich der 'Telekommunikation' verwenden, - AUM läßt sich mit einer Landesvorwahl vergleichen. Es ist eine Art Summton, den die Sehnsuchtsstruktur abgibt, so wie jede Großstadt einen ganz eigenen, individuellen Klang ausstrahlt.


    Wenn wir nun AUM so einsetzen, wie es die Upanishaden beschreiben, sprechen wir damit die Sehnsuchtsstruktur als Ganzes an. Es ist, als ob wir die Vorwahl einer Nation wählen, um jeden in Reichweite dieser Nummer zu kontakten. Und da dies in einem Telefonsystem zu keinem Ergebnis führt, kommen wir mit dieser speziellen Analogie hier definitiv nicht weiter.


    Im Kontext der Sehnsuchtsstruktur funktioniert dies jedoch. AUM macht uns deren Gesamtheit bewußt, läßt uns dabei aber auch ihren begrenzten Wirkungsbereich erkennen, zeigt uns die Grenzen. Und sind wir uns dieser Grenzen erst einmal bewußt, können wir die Struktur und alles was sich darin ausdrückt, leicht verkapseln, - um dann darüber hinauszuwachsen, um dann größer zu werden als all das.


    Und genau diesen Mechanismus beschreibt die Maitri Upanishad als erstes Thema zum Visualisieren während der Meditation: -

 


 

Durchbrechen der Sehnsuchtsstruktur

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Der Körper ist der Bogen,

AUM ist der Pfeil,

dein Geist ist dessen Spitze,

Dunkelheit das Ziel, -

ziel' auf das Dunkle (durchbrich die Dunkelheit).

Ist durchbrochen, was derart eingehüllt war,
siehst du das Große Selbst - Brahman -

funkelnd wie ein Rad aus Feuer, in allen Farben
der Sonne, unendlich lebendig, jenseits des
Dunklen, strahlender als jede Sonne, als jeder
Mond, Feuer oder Blitz.

Hab' Vertrauen: - erblickst du einmal das
Große Selbst, bist du unsterblich.

Maitri Upanishad VI.24


Der Körper ist der Bogen

Der Körper verankert unser Bewußtsein in dieser physischen Wirklichkeit. Durch ihn nehmen wir unsere Umgebungwahr, er gibt uns Fähigkeit, in dieser Welt zu agieren. So ist unser Körper die Basis, von der aus wir - wie mit dem Bogen abgeschossen - unseren Fokus in größere Dimensionen katapultieren.


AUM ist der Pfeil

Fest gegründet auf dieser Basis fokussiere nun auf den Klang AUM, - auf das Summen, das die Gesamtheit dieser Welt durchdringt, - das der Gesamtheit der materiellen Welt entspricht.


    Wenn du dann diesen Summton in dir spürst, weite den Klang nach außen, - weite ihn, bis er alle Sehnsüchte (und Ängste) umschließt, die diese materielle Welt entstehen lassen. Weite dein Bewußtsein, bis es die Sehnsuchtsstruktur vollständig erfaßt.


    Verkapsele nun diese umfassende Bewußtheit in deinem Geist, stell' sie verstärkend hinter dein Sein, - und schaff' dir so deinen eigenen Pfeil der Expansion.


Dein Geist ist dessen Spitze

Visualisiere deinen Geist als Spitze dieses Pfeils. - Geist ist der äußerste Punkt, ist die scharfe Schneide deines Bewußtseins, - ist die Essenz der 'Geschichte des Menschen' , ist das Besondere, das wir in dieser Manifestation erkunden wollen, ist der Fokus unserer gegenwärtigen Existenz. - So stell' an die Spitze deines Pfeils das, was du als 'Ich' bezeichnest, - das Zentrum, den Mittelpunkt all deiner Wahrnehmung.


Dunkelheit ist das Ziel, -
ziel' auf das Dunkle (durchbrich die Dunkelheit)

Dunkelheit existiert nur im Kontext des Materiellen.


    Dunkelheit existiert für uns nur solange, wie wir unser Bewußtsein an materielle Sehnsüchte koppeln.


    So ziele diesen Pfeil des AUM, - der die gesamte Sehnsuchtsstruktur - all deine Sehnsüchte und Ängste - umfaßt, dessen messerscharfe Spitze dein Geist ist, - richte diesen Pfeil darauf, das Dunkle zu durchbrechen.


    'Das Dunkle durchbrechen' heißt: - sei dir bewußt, daß außerhalb aller materiellen Sehnsüchte Licht existiert.


    Weite dein Bewußtsein über alle Sehnsüchte hinaus, die deinen Fokus an materielle Existenz binden, an Dunkelheit, an Enges, Kleinliches, - durchbrich diese Schranken.


    Erwarte Licht zu sehen jenseits dieser Grenzen, - visualisiere, empfinde dieses Licht.


    Nicht deine physischen Augen erspüren dieses Helle, es ist die strahlende Kraft des Sehens, die deinem essentiellen Sein entspringt.


    Folg' diesem lichten, transparenten Blau, so wie es sich vor dir bis in den weiten Horizont erstreckt, - und, - je tiefer du in dieses Licht hineingehst - desto intensiver, subtiler und bezaubernder wird sein Strahlen.


Ist durchbrochen, was derart eingehüllt war,
siehst du das Große Selbst - Brahman -

funkelnd wie ein Rad aus Feuer, in allen Farben
der Sonne, unendlich lebendig, jenseits der
Dunkelheit, …

Licht, das nie verlöscht, und das erhebende, lebende Energie ausstrahlt, leuchtet in allen höheren Dimensionen außerhalb der Sehnsuchtsstruktur.


    Was zuvor dunkel verhüllt war, liegt jetzt hinter dir. Folg' diesem subtilen Strahlen, das kontinuierlich expandiert und dir immer höhere Klarheit eröffnet.


Hab' Vertrauen: - erblickst du einmal das
Große Selbst, bist du unsterblich.

Und deshalb heißt es unwiderrufliche Meditation. - Sahest du einmal dieses brillante Licht, dann ist der, der zurückkommt, nicht mehr der, der er zuvor war.

 



 

Schritt für Schritt

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Zur Visualisierung bieten die Upanishaden eine Reihe praktischer Anweisungen, diese Bilder konkret einzusetzen: -


Such' dir einen sauberen Ort mit klarer,
ungestörter Atmosphäre (für deine Meditation),

sei selbst rein - (in deiner Intention zu wachsen,
und auch in deinen Handlungen in dieser
begrenzten, materiellen Welt),

sei gegründet in Wahrheit (orientier' dich am
Wahren),

studiere das Echte,

sprich (nur) das aus, was echt ist,

überdenke das Echte, meditiere auf das Echte,

opfere (das Unechte) dem Echten -

(verbanne Illusionen aus deinem Leben, gib' dem,
was echt ist, Vorzug).

Maitri Upanishad - VI.30


Hast du einen geeigneten Ort für deine Meditation gefunden, setz' dich dort aufrecht und bequem hin.


    Es ist nicht nötig, in der Meditation eine spezielle Körperhaltung einzunehmen. Das Beibehalten einer speziellen Position lenkt einen (erheblichen) Teil unserer Aufmerksamkeit auf die Ebene des Körpers. Diese Energie fehlt uns dann für das Erkunden höherer Ebenen unseres Bewußtseins.


    Schließ' nun deine Augen.




AUM visualisieren

Meditiere auf AUM, indem du zuerst
auf dessen Buchstaben  fokussierst
(wiederhole AUM langsam in deinem Geist).

Dann  ohne  auf dessen (einzelne) Buchstaben zu
fokussieren.

Und schließlich werd' dir bewußt,
was AUM essentiell beinhaltet, - (daß dieser
Klang die Sehnsuchtsstruktur in seiner
Gesamtheit umschließt und durchdringt).

Erheb' dich derart über die Gegensätze von
Unwissenheit und Erkenntnis, erheb' dich über
die Welt von Name und Form,

- werde das Große Selbst - Brahman.

Amritabindu Upanishad - 7



Manifestiere AUM während der Meditation zunächst, indem du zunächst das Wort langsam in deinem Geist wiederholst, und dann im Weiteren auf die einzelnen Buchstaben fokussierst.


    Bist du damit vertraut, manifestiere AUM als eine Art Summton, der die drei Buchstaben - A - U - M - parallel erklingen läßt, wie drei Töne, die gleichzeitig auf einer Orgel gespielt werden.


    Visualisiere dieses Summen, wie es bis zur äußersten, bis zur subtilsten Grenze der Sehnsuchtsstruktur vordringt.


    Wenn dein Bewußtsein dann die Sehnsuchtsstruktur als Ganzes erfaßt, - wenn du die vielgestalten, kaleidoskopartigen Gegensätze von Unwissenheit und Kenntnis, von Form und Name, Gleichgültigkeit und Ambition, Liebe und Angst, Langeweile und Ungestüm in ihrer Gesamtheit und auch ihrer Begrenztheit erkennst, dann -

    - erheb' dich über all das, - werde (wieder) das Große
Selbst, das du in Wirklichkeit bist.




Ablenkung durch störende Gedanken

Während wir AUM oder andere Bilder visualisieren, mögen Gedanken in uns aufsteigen, die Aufmerksamkeit auf Themen lenken, die nichts mit dem zu tun haben, worauf wir fokussieren wollen, - und die dadurch unsere Meditation stören.


    In genau dieser Situation helfen uns die praktischen Instruktionen der Yoga Sutren weiter: -


Wenn wir während der Meditation unser Selbst
(unsere Identität, - das, was wir als Ich
ansehen) mehr und mehr von (ständigen)
Erinnerungen an unsere physische Existenz lösen, erreichen wir einen Zustand, in dem keine
kleinlichen (begrenzten) Gedanken oder Emotionen
das Weiten unseres Fokus während erleuchtender
(höherer) Wahrnehmung stören.

Aus dieser (anfänglichen Empfindung) entsteht
(dann) ein weit bewußteres und zielgerichteteres
Erkunden unserer neuen Wahrnehmung, - die uns
in der Folge immer tiefere, subtilere Einsicht
erschließt.

Yoga Sutren - Buch I Sutra 43-44



    Gib' während der Meditation einfach solchen Gedanken und Wahrnehmungen Vorrang, die das Subtile in deinem Fokus vertiefen.


    Entscheide dich dagegen, Bilder, Gedanken und Emotionen, die in materiellen Erfahrungen ihren Ursprung haben, erneut mit Aufmerksamkeit und Energie zu verstärken.


    Meide die Bilder und Gedanken, die dir vertraut sind, sodaß dein Fokus aus dem Kreis deines bekannten Lebens ausbrechen kann.


    Sollten Gedanken oder Emotionen in dir aufsteigen, die Situationen oder Objekte zum Thema haben, die du unendlich oft schon gesehen oder gefühlt hast, dann nimm dies als Signal, als Hinweis, genau diese Eindrücke loszulassen. Folge stattdessen den delikaten Impulsen, die
außerhalb dieser engen, materiegebundenen Themen liegen, und die deine Aufmerksamkeit aus diesen Grenzen hinausführen.


    Diese Impulse - oder Ahnungen - oder Eindrücke - oder
Einblicke - sind anfangs sehr zart.


    Halte dich an dieses Feine und Delikate, - verfolge es in zunehmend subtilere Bereiche, spür' ihnen nach, wie sie immer interessanter, belebender, energievoller werden, - bis tiefe Gelassenheit und Klarheit in deinem Herzen aufsteigt.



Hier erreichen wir einen Ort, an dem unser Geist
zur Ruhe kommt und Frieden findet. …

Und - so wie Feuer, dem Brennstoff fehlt, dort
verlöscht wo es brannte, - ganz ähnlich
erlöschen Gedanken, die nicht erneut
von Aktivität angefacht werden, an ihrem
eigenen Ursprung.


Maitri Upanishad - VI.34



     Wenn wir aufhören Gedanken und Sehnsüchte, die auf Materie gerichtet sind, mit unserer Energie zu verstärken, fehlt diesen schon kurze Zeit später alle Kraft, unsere Aufmerksamkeit gefangenzunehmen.


    Der subtile Raum, den wir nun erfahren, - in dem keine latenten Gedanken oder Impressionen oder (materielle) Tendenzen mehr auftreten, - eröffnet in uns jetzt eine völlig neue Art der Wahrnehmung.


Diese (zunehmende Reinheit) läßt uns einen
speziellen Zustand – ritambhara ('die Macht des
Wahren'
) - erfahren. In diesem Zustand
erkennen wir die wahre Natur der Realität und
ihren unablässigen Drang (Fluß) nach Expansion.

Dieses spezielle Erlebnis ist so spürbar anders
als alles, was wir zuvor erfahren haben. …

Diese Erfahrung löst alle Bindungen, die uns
(unser Bewußtsein) an unsere materielle Existenz
koppeln; - und (neutralisiert) auch all unsere
latenten Sehnsüchte und Ängste, die sich
gegenwärtig nicht manifestieren.

Und wenn selbst diese(r Vorgang der) Auflösung
geendet hat, endet auch unser restriktiver,
intensiver und exklusiver Fokus auf materiebezogene
Objekte und Inhalte (die gegenwärtig
unsere Wahrnehmung erheblich einengen).

Nun sind wir fähig, das (immense Universum)
wahrzunehmen, das jenseits aller materiellen
Objekte existiert.

Yoga Sutren - Buch I Sutra 48-51



    'Durchbrechen der Sehnsuchtsstruktur' und das Visualisieren von AUM ist unwiderrufliche Meditation, - ist der Meditationskanal, der in endgültige Freiheit führt.



    Da es bei einem Aufbruch ins Unbekannte besser ist, mehr als nur einen Weg zu kennen, präsentiert das Folgende zwei weitere Meditationssequenzen, die ebenfalls unumkehrbaren Einblick herbeiführen. Diese beiden Bildfolgen nutzen andere Arten der Visualisierung, und bieten damit zusätzliche Informationen, wie wir dieses Ziel praktisch ansteuern.

 



 

Abstreifen der Hüllen

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Diese Bildersequenz visualisiert das Abstreifen der Hüllen, das Entfernen der Krusten, die uns gegenwärtig umgeben und begrenzen, - sodaß die Wahrnehmung des Unvergänglichen, des Großen Selbst sich ganz von allein in uns entfalten kann.


    Die Bilderfolge richtet unsere Aufmerksamkeit auf immer feinere, subtilere Mechanismen unserer Gefühle, Gedanken und Intentionen. Schritt für Schritt zeigt sie uns, wie wir über unseren jetzigen, exklusiven Fokus auf die Welt der Materie hinauswachsen.


    Die Sequenz ist komplexer als die vorherige. Sie enthält Mechanismen, mit denen wir zunächst nicht vertraut sein mögen, die uns aber dennoch immens beeinflussen. Sie macht uns subtile, verborgene Funktionen unseres Lebens bewußt, die wir dann willentlich steuern können.


    Auch außerhalb der Meditation kann das Überdenken dieses Themenkomplexes Einblick in tiefere Bedeutung und Grundmotivationen unseres Leben öffnen.



    Verweile auf jeder einzelnen Stufe solange, bis ein lebendiges, energetisches Bild oder Gefühl für das Thema dieser Hülle aufsteigt. Fühle, wie diese spezielle Begrenzung deines Bewußtseins sich in dir als Emotion, als Gedanke manifestiert, und wie es in der Folge nicht nur deine jetzigen Aktivitäten beeinflußt, sondern auch die Richtung, in die dein Leben sich als Ganzes bewegt.


    Laß' beim Visualisieren der Sequenz zu, daß jede Stufe sich ohne jede Anstrengung völlig natürlich aus der vorangehenden entfaltet.


    Und nimm' dir alle Zeit der Welt die Einflüsse zu identifizieren, die dein Leben so grundlegend formen. Spüre, wie auf jeder Stufe feinere, subtilere, aber auch immer mächtigere Mechanismen wirken, die Einfluß auf dich ausüben.


    Sei nicht in Eile. Versuche nicht wie bei einem Rennen den höchsten Zustand als Erster, vor allen anderen zu erreichen. Es ist kein Anderer in diesem Rennen, und auch das Rennen existiert nicht, - was du in dem Augenblick merkst, da du dich ernsthaft auf diesem Weg engagierst. So nimm dir ausreichend Zeit zu identifizieren, was dich subtil beeinflußt, was dich einschränkt, - und lös' dich dann von allem, was letztendlich nicht dein Bewußtsein ist, sondern nur eine weitere Hülle, die es umschließt und einengt.



    Und wenn du nicht mehr weißt, was Thema des nächsten Bildes ist, dann unterbrich einfach die Meditation, lies' nach, wie der nächste Schritt aussieht, und starte die Sequenz erneut.


    Die Folge der Bilder mag beim ersten Lesen noch kompliziert erscheinen. Doch mit ein wenig Übung bist du nach kurzer Zeit mit der gesamten Sequenz vertraut.




    Und sollten andere Gedanken in deine Meditation hineindriften, komm' einfach sanft wieder zu dem Bild zurück, das du visualisieren willst.

 

Streif' (als Erstes) die (fünf) äußeren Hüllen ab,
(die die Bandbreite deines Bewußtseins
beschränken).

- Laß' dann deinen Fokus vom Scheitelpunkt des

Kopfes aus nach oben aus dem Körper driften.



Fünf Hüllen umfassen unser Bewußtsein: -


  • unser physischer Körper - der sich im wesentlichen aus Nahrung aufbaut


  • die Funktionen des Atmens, des Bewegens und unserer Vitalität


  • unsere Identifikation mit dem Ich (die Gleichsetzung unseres Seins mit unserem physischen und emotionalen Körper),

    - was Sehnsucht, Freude, Schmerz, Anfang, Ende und Veränderung in uns verursacht


  • unsere Fähigkeit, aus den Interaktionen unserer Sinne mit deren Umgebung Wissen zu gewinnen,

        - die Kraft unseres Willens, und

        - die Fähigkeit unser Leben steuern zu können.

    Diese Hülle mag bewußt und intelligent erscheinen, doch täuscht dies. Sie vermittelt diesen Eindruck, da sich in ihr Merkmale des Großen Selbst widerspiegeln. Ihr Wirkungsbereich reicht jedoch nur bis an die Grenze der Sehnsuchtsstruktur, nicht aber darüber hinaus.


  • unsere Fähigkeit in dieser begrenzten Welt Glück, Euphorie und Freude zu erfahren. -

        Diese Hülle ist ein Echo des höchsten Glücks, das die essentielle Natur des Großen Selbst ausmacht. Solange wir jedoch ausschließlich auf unsere materielle Umgebung fokussieren, kann dieses Glück nur partiell in unser Leben treten, so wie ein Echo nur der Widerhall des eigentlichen Klangs ist


Die meisten Menschen identifizieren sich völlig mit einer oder mehrerer dieser begrenzten Hüllen. Sie sind fest davon überzeugt, nicht mehr zu sein als der Körper, den sie bewohnen, - oder die Emotionen, die sie spüren, - oder das Wissen, zu dem sie Zugang haben; - oder sie glauben, daß das Ich, die Identität, die sie gegenwärtig wahrnehmen, alles ist, was sie nur sein könnten, - oder daß sie nur dann wirklich leben, wenn sie eine Art Ekstase erfahren. - Tatsächlich verdecken diese Hüllen aber nur das großartige, mächtige Selbst, das wir im Inneren real sind.


    So weite dein Bewußtsein auf das, was jenseits dieser äußeren Hüllen existiert. Zieh' deinen Fokus aus den jetzigen engen Grenzen ab. Werd' dir erneut bewußt, daß deine Essenz unendlich erhabener, ausgedehnter, machtvoller ist als diese fünf Hüllen. Halte dich nicht mit deren Grenzen auf, - erspür' einfach nur, wie dein Bewußtsein weit über diese Schranken hinausreicht, und gib' ihm (dir) die Möglichkeit, diese Fesseln hinter sich zu lassen.

 


… laß' deinen Fokus nun vom Scheitelpunkt des
Kopfes aus nach oben aus dem Körper driften.


Wachse darüber hinaus, dein ganzes Sein nur auf den Körper beschränkt zu sehen, - und auch darüber, an einengenden Gedanken, Gefühlen und dem exklusiven Fokus auf das 'kleine Ich' festhalten zu wollen.


    Visualisiere dieses Ausbrechen, indem du dir vorstellst, deinen Körper vom Scheitelpunkt deines Kopfes aus nach oben zu verlassen.




Bist du aus den Hüllen des Körpers
ausgebrochen,
- werd' größer als (deine Sehnsucht) Erde

(erfahren zu wollen).

Wachse darüber hinaus, Erde erfahren zu wollen, - darauf zu stehen, sie zu fühlen, zu riechen, - zu erwarten, daß aus ihr grüne Pflanzen sprießen, - daß Erde bis an den Horizont reicht, - daß sie die Basis ist, auf der du handelst und ruhst.


    Versteh', daß diese Sehnsucht nur ein kleiner Teil der unbegrenzten Weite deines Bewußtseins ist, - und nimm diesen Teil in diese unendliche Weite auf.




Bist du aus Erde ausgebrochen,
- werd' größer als (deine Sehnsucht) Wasser
(erfahren zu wollen).


Wachse darüber hinaus, Wasser trinken zu wollen, dich darin zu waschen, zu schwimmen, - Wasser als Regen, Seen, Flüsse, Ozeane, Wellen, Gischt erfahren zu wollen, - und in all den anderen vielfältigen Formen, die tief in dir als feine Sehnsucht existieren.




Bist du aus Wasser ausgebrochen,
- werd' größer als (deine Sehnsucht) Feuer
(erfahren zu wollen).

Wachse über die Sinnes-wahrnehmung von Feuer, Hitze und sichtbarem Licht hinaus. Fokussiere stattdessen auf das Leuchten des inneren Lichts und dessen Strahlen.
Bist du aus Feuer ausgebrochen,




- werd' größer als (deine Sehnsucht) Luft
(erfahren zu wollen).

Wachse darüber hinaus, Luft, Wind und Bewegung erfahren zu wollen.




Bist du aus Luft ausgebrochen,
- werd' größer als (deine Sehnsucht) Raum
(erfahren zu wollen).


Wachse darüber hinaus, dein Ich, deine Identität, deine Sehnsüchte nur in der 3D Umgebung physischen Raumes erleben zu wollen.




Bist du aus Raum ausgebrochen,
- brich aus (deinem)  Geist  aus.

Der Geist ist das, was wir in unserer 'Geschichte des Menschen - Narayana', - in dieser speziellen Sehnsuchtsstruktur - gerade erforschen.


    Intellektuelle Funktionen und analytisches Denken sind jedoch  nur ein Teil  der immensen Fähigkeiten unseres bewußten Geistes.


    Intuition ist dessen zweite Hälfte. Intuition öffnet Einblick in Ebenen der Erkenntnis, zu denen Intellekt und analytischem Geist der Zugang fehlt. Mit Intuition steuern wir weit mehr Bereiche unseres Lebens, als uns bewußt ist.


    Vereine Intellekt mit Intuition.


    Werd' größer als die Überzeugung, dein analytischer Geist könne ein wahres Abbild deines Seins vermitteln, - größer als der Stolz, dein Intellekt habe doch alle Antworten, - blick' weiter, - über die Unschlüssigkeit, Unsicherheit und Verwirrung hinaus, die intellektuelles Denken immer begleiten.


    Erkenne, daß der Zusammenschluß von Intellekt und Intuition dir einen weit größeren Bereich deines Seins zugänglich macht.



    Ist dies erkannt, brich' aus deinem jetzigen
exklusiven Fokus auf diesen 'vereinten' Geist aus.
Du brauchst dazu den Geist nicht aufzugeben,
nur über deine ausschließliche Ausrichtung darauf
hinauszuwachsen; - sodaß du das weit größere, erhabene
Bewußtsein, - in dem der Geist, wie wir ihn aus dem materiellen Umfeld kennen, nur eine kleine Rolle spielt, - uneingeschränkt erfahren kannst.




Bist du aus (deinem) Geist ausgebrochen,
- wachse über die subtilen Elemente hinaus.

Löse dich von den subtilen, machtvollen Mechanismen, die Sehnsüchte und Ängste in dir hervorrufen, - die die in der Sehnsuchtsstruktur gespeicherten, noch unmanifestierten, latenten Sehnsüchte konkret in dein Leben treten lassen.


    Wachse über die feinen, kaum wahrnehmbaren Hoffnungen und Befürchtungen hinaus, die auf enge Themen der materiellen Welt gerichtet sind.




Bist du aus den subtilen Elementen ausgebrochen,
- wachse über den Ursprung der Intention, diese
manifestierte Welt erfahren zu wollen
, hinaus.

Gemeint ist hier das allererste Aufsteigen des Dranges, dich selbst, deine Sehnsüchte, deine Ängste, deine Intelligenz in materieller Form erfahren zu wollen.


    Diese Hülle manifestiert sich in unserem Inneren als die Tendenz, physische Formen fühlen zu wollen, Materie zu berühren, Geräusche und Klänge zu hören, Gerüche aufzunehmen, Formen zu sehen, Zeit und deren Ablauf zu erleben, mit anderen Wesen auf diese Weise umzugehen, zu lernen und intellektuell verstehen zu wollen.


    Genau diese subtilste Sehnsucht veranlaßt das totale Aufgehen unseres Bewußtseins in der Welt der Materie, - auf so umfassende Weise, daß alle andere Wahrnehmung dadurch ausgeschlossen wird.


    Wenn du größer als all das werden willst, dann erkenne die Anzeichen dieses subtilsten Verlangens in dir, - und wachse darüber hinaus, dein Sein ausschließlich mit derartigen (materiellen) Manifestationen gleichzusetzen.




Bist du aus 'dem Ursprung der Intention diese
manifestierte Welt erfahren zu wollen' ausgebrochen,
- wachse über  das Unmanifestierte  hinaus
(verlagere dein Bewußtsein auf das, was jenseits
der Grenzen der Sehnsuchtsstruktur existiert).



Erkenne, daß alles (noch unmanifestierte) Verlangen, das die Sehnsuchtsstruktur ausmacht, begrenzt ist, - daß dies tatsächlich nur einen kleinen Teil deines Bewußtseins belegt, - daß dein Bewußtsein in Wirklichkeit aber unglaublich groß und unendlich weit ist.


    Wachse über alle Sehnsüchte und Ängste hinaus, die deinen Fokus an materielle Existenz binden.




Bist du aus dem Unmanifestierten ausgebrochen,
- wachse über das Unvergängliche hinaus.



Alle Sehnsuchtsstrukturen - und die Handlungssphären in deren Zentren - sind endlich, egal wie riesig sie uns erscheinen mögen, während wir in ihre begrenzte Wirklichkeit eingetaucht sind.


    All diese Strukturen falten sich wieder ein (hören auf zu existieren), sobald wir gelernt haben, was wir durch unsere Interaktionen darin lernen wollten, und sobald wir ihren Charakter hinreichend erfahren haben.


    All diese Strukturen sind in eine Ebene eingebettet, die 'das Unvergängliche'  genannt wird, - eine Ebene, die fortdauert, während in ihr Sehnsuchtsstrukturen entstehen und sich wieder auflösen.


    Diese 'Schicht des Unvergänglichen' ist nicht das Große Selbst selbst, sondern (nur) der Teil des Selbst, der die Vielfalt der Manifestationen in ihren unendlichen Variationen möglich macht.


    Wachse auch über diesen Teilaspekt des Selbst hinaus, sodaß du das Große Selbst in seiner vollständigen Majestät erkennen kannst.




Bist du aus dem Unvergänglichen ausgebrochen,
- wachse über  den Tod  hinaus.

Werd' größer als deine Verbindung zum Tod.


    Wachse darüber hinaus, Veränderung, Verfall, Absterben und Verlust erfahren zu wollen, - für andere wie für dich selbst.


    Löse dich von der Leere, von dem Drama, das das Verschwinden eines Wesens oder Gegenstandes aus der Welt, auf die du gegenwärtig fokussierst, auslöst, - löse dich von den gewaltigen Emotionen, die das Auflösen tiefer Bindung begleiten mag.

    Wachse über deine Bindung an den Tod hinaus, -




- dann geht der Tod im Allerhöchsten auf.

Im Allerhöchsten gibt es weder Existenz,

    - noch Nicht-Existenz,

    - noch Existenz und Nicht-Existenz.


Dies ist die Weisung, die zur Befreiung führt,
- so wie die Veden es beschreiben,
so wie es in den Veden geschrieben steht.

Subala Upanishad - XI.1



    Diese Folge von Bildern ist darauf gerichtet, unser Bewußtsein aus seinen restriktiven Hüllen zu befreien, - nicht dadurch, daß wir diese Krusten ablehnen oder bekämpfen, - sondern indem wir sie in die unendlich weiter gefaßte Existenz unseres - und ihres - Ursprungs aufnehmen und integrieren.


    Wir verweigern uns nicht diesen Hüllen, wir negieren sie nicht, wir wachsen nur über ihren Gültigkeitsbereich hinaus, - so wie wir über das Geländer unseres Laufställchens hinauswuchsen, als unsere Erfahrungswelt größer wurde. Wir verachten diese Geländer nicht, sondern verstehen ihre Existenz als Teil unseres Wachsens, als etwas, das es uns möglich machte, Aktivitäten auszuprobieren und zu trainieren, während es uns vor größeren Ereignissen schützte, mit denen wir noch nicht umgehen konnten.


    Auf genau die gleiche Weise beschützt uns Das Große, Das Majestätische, das wir durch diese Übung in uns freisetzen wollen. Das Selbst liefert uns all die (manifestierten) Werkzeuge, mit denen wir die uns angeborene Größe auf unsere ganz eigene Weise, in dem von uns gewählten Tempo und völlig nach eigenem Willen und Ermessen realisieren können. Es bietet uns auch allen Raum und alle Zeit der Welt, all die Wege zu erforschen, die wir in Form subtiler und nicht ganz so subtiler Sehnsüchte in uns tragen -


    - um am Ende all dieser Erfahrungen die Geländer, die Hüllen hinter uns zu lassen, die nun überflüssig sind; - um unseren Fokus zu weiten, bis wir uns unserer wahren Stärke, unserer gewaltigen kreativen Kraft, unseres tiefen Wissens, unendlicher Liebe und Mitgefühls wieder bewußt sind.


    Und während Klarheit über unsere tatsächliche Macht wieder in uns aufsteigt, erkennen wir auch, daß uns das immens bereichert hat, was wir im Zustand eingeschränkter Fähigkeiten und begrenzter Möglichkeiten erkundeten, -


    - Einschränkungen ('Geländer'), - von denen wir jetzt merken, daß wir sie nicht mehr brauchen.



Hast du die Sphären der Sonne, des Mondes,
des Feuers durchbrochen und das Große Selbst
erreicht (bist du dir deiner Einheit mit dem
Großen Selbst bewußt),

- aus eigener Kraft rein geworden - bist du nun
fähig, die (allumfassende) Intelligenz zu
erkennen, die des Großen Selbst ureigene Natur
ist, - souverän, unabhängig, unerschütterlich,
unsterblich, unzerstörbar, fortdauernd, … die
allerhöchste Wohnstatt, begeistert vom Wahren
wie von Allwissenheit, - das, was aus sich selbst
heraus groß ist.

Maitri Upanishad - VI.38



    Es mag Zeit brauchen diese höchste Intensität der Visualisierung zu erreichen.


    Und es mag notwendig sein, diese Sequenz erst eine Weile zu trainieren, bis sich deren innewohnende Macht in dir vollständig manifestiert.




 

Meister des Kosmos

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In der Katha Upanishad (II.3.7-8) wird das Große Selbst 'Purusha' genannt, - was 'Höchstes Wesen', wie auch 'Seele und Ursprung des Universums' bedeutet.


    Und dieses Bild - 'Meister des Kosmos' - ist die dritte Meditationssequenz. Sie stammt aus vielen Teilen der Upanishaden, die das Große Selbst vor dem Hintergrund eines sternenübersäten Universums visualisieren, das im Licht unzähliger Sterne erstrahlt.


    Stell' dir vor, du befindest dich in einem
gewaltigen Universum voller Sterne und Planeten,
die alle wach und bewußt sind und in lebendigem,
brillantem Licht erstrahlen.

    Sieh' dich als Teil dieses Universums, - mit einen
Körper, der aus diesen hellwachen, lebenden Sternen
besteht. Visualisiere den Umriß deines
Sternenkörpers in brillantem Licht vor der Tiefe
des schwarzen Alls.

    Versetze dich - das Zentrum deiner Wahrnehmung
- in den Teil dieses Sternenkörpers, der dich
am meisten anzieht.

    Erkenne jeden der funkelnden Lichtpunkte deines
Sternenkörpers als deine eigenen Zellen, von denen
jede für sich individuelle Bewußtheit und
Lebendigkeit versprüht und intensive Energie
ausstrahlt.

    Begreife, daß du Herrscher dieses brillanten
Körpers bist, - daß du die Zellen in ihrer Gesamtheit
steuerst, - und daß sie deine Anweisungen erwarten.

    Erkenne, daß noch weit großartigere, weit
interessantere, reichere Dimensionen voll kreativer
Macht überall um dich herum existieren, - und daß
diese Dimensionen DEIN sind, - sie zu formen, - sie
zu erforschen, - und darin zu agieren.

    Und da du die Kraft spürst, die vom Großen
Selbst ausgehend in deinen kosmischen Körper
strömt, so sendest auch du Energie an deine Zellen,
- sodaß ihr Sein sich ebenfalls multidimensional
weitet.


    Nimm dir Zeit, dieses Bild in dir lebendig werden zu lassen. Auch wenn es dir simpel erscheinen mag, hat es doch die immense Macht, dein Bewußtsein rapide in ganz andere Welten zu versetzen.


    Und wenn bestimmten Bereichen deines Lebens oder deines physischen Körpers Kraft oder Gesundheit fehlt, sende mit diesem Bild Energie in diese Regionen und beleb' sie damit.

 


 

Zeichen des Fortschritts

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Zwei ganz spezielle Erlebnisse markieren die Weitung in der Meditation: -



    - Da ist zunächst das plötzliche, (bisweilen auch langsame, aber machtvolle) Aufsteigen umfassenden, majestätischen Verstehens, - ausgedehnter als je zuvor, - das uns Tiefen in unserem Inneren bewußt macht, die wir nie zuvor betreten haben, und das von intensiver, elektrisierender Souveränität begleitet wird.


    Das Gefühl ist äußerst angenehm. Es läßt uns die Komponenten unseres Lebens außerhalb der Meditation, und auch die Richtung, in die sich unser Leben generell bewegt, von einer neuen, geweiteten Perspektive aus bewerten. Es befähigt uns Faktoren zu ändern, von denen wir erkennen, daß sie nicht optimal sind, - so wir nur Mut genug haben, dies auch im täglichen Leben umzusetzen.



    - Das zweite Erleben eröffnet sich, sobald das Erste eingetreten ist, - entweder unmittelbar danach oder später. Es ist das Auflodern einer intensiven blau-gelben Flamme in unserer inneren Vision. In der Flamme sind andere Farben ebenfalls präsent, doch in geringerem Maße.


    Die lodernde Flamme erfaßt und umschließt alle fehlerhaften Vorstellungen, Ideen, Konzepte, Vorurteile und Meinungen, die wir noch in uns tragen - selbst wenn auch nur in subtiler, uns kaum bewußter Form. Sie verbrennt all dies restlos, - und befreit uns dadurch ein für allemal von der Macht, die diese Vorstellungen über uns hatten.


    Die Flamme strahlt schiere Ekstase aus, und das Verbrennen unserer irreführenden Ideen ist von einem Gefühl tiefster Erleichterung begleitet.


    Und auch hier bietet sich uns die Möglichkeit diese Einblicke im täglichen Leben umzusetzen, - um das Wirkliche immer klarer zu erfahren.



    Diese beiden Bilder mögen während der Meditation in dir aufsteigen, - oder nicht. Ich beschreibe sie hier, damit du sie erkennst, wenn du sie erfährst.

 



 

Wie lange meditieren ?

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Wir kamen nicht in diese physische Welt um nur zu meditieren. Wir sind hier um den Charakter des Materiellen zu erleben, - unsere Ideen, Sehnsüchte, Träume und Ängste in physischer Form zu konfrontieren, - zu verstehen, wie wir darauf reagieren und wie wir aktiv damit umgehen.


    Wir sollten daher  ein Gleichgewicht zwischen physischer Aktivität und Meditation ansteuern.


    Für die meisten Menschen sind 15-20 Minuten jeweils morgens und abends optimal, doch ist dies nur ein allgemeiner Anhalts- und Anfangswert. Es empfiehlt sich jedoch, die Meditationszeit je nach unseren Erfahrungen immer neu zu bewerten und festzulegen.


    Das Visualisieren der drei Meditationssequenzen kann äußerst intensiv sein und unser Leben zutiefst durchschütteln. So mag es völlig ausreichen, eins dieser Themen nur fünf Minuten lang oder auch weniger zu projizieren, wenn dies mehr Energie in unser Sein fließen läßt, als wir ausgeben können.


    Dies ist kein Wettlauf, und es bringt auch keinen zusätzlichen Vorteil, länger oder öfter zu meditieren als andere.



Und wir sollten auf Warnzeichen achten


Wenn du merkst, daß du dich aus dem aktiven Leben zurückziehst, - wenn du den Umgang mit Anderen vermeidest, - wenn du deine tägliche Arbeit vernachlässigst und am liebsten der materiellen Welt als Ganzes aus dem Weg gehen möchtest, - wenn du dich in dein Zimmer zurückziehst und nicht mehr herauskommen magst, - dann ist es höchste Zeit, die Länge deiner Meditation deutlich zu verkürzen, - oder ganz darauf zu verzichten, - und zwar solange, bis du dich wieder stabilisiert hast.


    Sei wachsam, - und reagiere auf diese Zeichen, bevor dies dein Leben durcheinanderbringen kann.



    Ansonsten gestalte deine Meditation ganz nach eigenen Vorstellungen, - welche Weite du erfahren möchtest, - welche Wege du einschlagen, welche Dimensionen du erforschen willst, - wie tief deine Faszination sein soll, - und wem du auf dieser fantastischen Reise ins völlig Unbekannte begegnen möchtest.

 



 

Meditation direkt auf das Große Selbst

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Als ich vor langer Zeit im Kontext alter Jaina Schriften erstmals auf unwiderrufliche Meditation stieß, wußte ich nicht, was dies bedeutet. Es hieß natürlich nicht 'unwiderrufliche Meditation', sondern 'weiße' oder 'reine' Meditation (Sanskrit: - shukla dhyana).


    Ich fragte nach, wie 'weiße Meditation' denn funktioniere, und erhielt die rätselhafte Antwort, daß dies 'Meditation auf das Selbst' sei. Und da ich zu dieser Zeit nur mein eigenes, begrenztes Selbst kannte, wunderte ich mich, wie Meditieren auf etwas so Kleines und Vertrautes je höhere Dimensionen in mir öffnen könnte.


    Jahre später verstand ich dann, daß hier nicht mein eigenes kleines Selbst gemeint war, sondern die 'Meditation auf das Große Selbst'.



    Doch wie meditiert man auf etwas, das überall präsent ist, und sich in uns, wie auch in allem was uns umgibt, manifestiert?


    Und auch hier fand ich in den alten Texten ausführliche Beschreibungen, wie wir einzelne Eigenschaften, Aspekte und Charakteristika des Großen Selbst visualisieren können, um diesen speziellen Zugang zu erhalten.



Meditiere auf dieses (Große) Selbst,
das nie altert, - frei ist von jedem Tod, -
ohne jede Furcht, - ohne jede Sorge, - endlos.

Subala Upanishad - V.1


Und: -



Die Wissenden, die sich des Großen Selbst
bewußt sind, erleben Es als unermeßlich
(unbeschreibbar) groß, - transzendent (nie völlig
erfaßbar solange wir auf das Materielle
fokussieren), - überirdisch, - ungebunden, -
rein, - strahlend leuchtend, - bar jeder Form, -
Herrscher über Alles, - unergründlich, - nicht
eingeschlossen noch begrenzt von jedwedem
Körper, - verborgen in unserem Körper weilend,
- unsterblich, - seine Essenz die Seeligkeit.

Subala Upanishad - VIII.1



    Doch sei dir klar, daß dies tatsächlich endgültige und unwiderrufliche Meditation ist. Trägst du in dir noch Sehnsucht nach körperlichen, materiellen und begrenzten Erlebnissen, - so subtil und versteckt dies auch sein mag, - solltest du erst diese Tendenzen verwirklichen, bevor du dich auf das einmalige, höchste Abenteuer einläßt: - Umkehr ist nicht mehr möglich, sobald wir uns in dieses Große gewandelt haben.



Derart vertieft im Großen Selbst - in Brahman, -
wird der verwandelt, der (wahrhaft) Sehnsucht
hat, die Höchste Wirklichkeit zu sehen.

Maitri Upanishad - VI.30



    Und von hier an finden sich in den Upanishaden keine weiteren Anweisungen mehr, wie dieser Weg fortgeführt werden kann. Doch uralte Schriften der Jains bieten genau diese fehlenden Instruktionen, - wie sie auch so gut wie alle anderen Weisungen dieses Buches in ihrer Essenz bestätigen.



    Die Jains beschreiben vier Stufen, die wir durchlaufen, während wir uns unseres wahren, unglaublich kreativen Selbst vollends bewußt werden: -



  • Vertieft in Meditation über einzelne Aspekte (oder Eigenschaften) des Großen Selbst, lassen wir unbewußt zu, daß diese sich (in unserem Geist) gegeneinander austauschen.


  • Vertieft in einen bestimmten Aspekt des Großen Selbst, verändern wir diesen speziellen Aspekt während der Meditation nicht.


  • Im Zustand umfassender Vertiefung in uns selbst (während wir bereits alle Aspekte des Selbst gleichzeitig und vollständig wahrnehmen), - existieren in uns noch feine, subtile Vibrationen (die letzten, noch verbleibenden Überreste unserer tiefen Bindung an die Materie).

 

  • Umfassende Verschmelzung mit dem Großen Selbst. Wir sind nun beständig und unzerstörbar auf das Große in uns ausgerichtet, jenseits jeder materiellen Bindung.
    (Und vollenden so den Prozeß, in dem wir uns bewußt wurden, wer wir tatsächlich sind.)

Tattvarthasutra - IX.39


    Und von hier an ist es deine eigene Geschichte.


    Die Dimensionen, die du jetzt betrittst, sind jenseits aller Worte, die der materiellen Welt entstammen. Kein Bild, keine Beschreibung, die ihren Ursprung im Physischen hat, kann je die Intensität und Weite schildern, die sich nun in deinem eigenen Sein entfaltet.

 



 

Sofortige Erleuchtung

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Drei Männer wanderten im alten Indien durchs Land, als sie unter einem großen Banyan-Baum einen Weisen sitzen sahen, der tiefes Wissen ausstrahlte. Ehrfürchtig kamen sie näher und fragten ihn, wann jeder von ihnen Erleuchtung erlangen würde.


    Der Heilige lächelte und sagte dem Ersten: "Noch vier Verkörperungen, dann bist du erleuchtet."


    Der erste Mann wurde bleich, wandte sich ab und murmelte verdrießlich: "VIER LEBEN NOCH ! - Und ich dachte, ich würde es in diesem Leben schaffen!"


    Der Heilige wandte sich dem zweiten Mann zu: "Für dich sind es zehn Inkarnationen, bis du frei bist von dieser begrenzten Welt."


    Niedergeschlagen stolperte der zweite Mann zurück auf den Weg und seufzte: "ZEHN LEBEN ! - Schrecklich ! - Und ich dachte, ich sei erheblich weiter als mein Freund."


    Dem dritten Mann sagte der Weise: "Vor dir liegen noch so viele Leben, wie diese Birke dort Blätter hat."


    Und die Birke zeigte eine Unmenge winziger Blätter.


    Doch sobald er die Antwort hörte, sprang der dritte Mann in höchster Freude auf und rief: "Fantastisch ! - ICH WERDE ERLEUCHTET ! - ES GIBT ERLEUCHTUNG FÜR MICH !! -


    - Und in diesem Augenblick war der Mann erleuchtet.



    Zugang zu erhalten zu dem Großartigen Wesen, das tief in uns wohnt, ist, was wirklich zählt.


    Es ist völlig unwichtig dabei, ob wir dies systematisch oder auf 'logische' Weise erreichen, - oder auf einem 'vernünftigen', 'angemessenen' Weg, - oder auf eine speziell vorgeschriebene Art, - oder durch Zugehörigkeit zu einer besonderen Religion, - oder indem wir ausschließlich an bestimmte Inhalte glauben.


    Nichts davon ist relevant, sobald sich in uns diese unendliche innere Vision öffnet, da -

    - nun ein neues Kapitel für uns beginnt, - jenseits von Zeit, Raum und Materie, - jenseits jeder Bedeutung, jeder Vorstellung, jeder Richtung, die wir verfolgten, solange unser Fokus noch ausschließlich auf die physische Umgebung gerichtet war, - ein neues Kapitel totaler Freiheit, fantastischem Verstehen, immenser Kraft, Weisheit, Liebe und Souveränität - unser wahres Erbe.



 


 

Weiter mit: - Zeit aufzuwachen


Author: Hermann Kuhn
Buch:   'Wo NICHTS zu sein scheint'

ISBN: 
978-3-9811466-0-8
Copyright 2009 Crosswind Publishing, Wunstorf, Germany

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